Bielefeld (ots) - Das Signal an Schulministerin Sylvia Löhrmann ist eindeutig: Die Eltern der Gymnasiasten halten nichts vom sogenannten Turbo-Abi, von der G8. Das ist zwar im Ansatz nicht ganz neu, doch wie breit die Mehrheit ist, überrascht dann doch. Die Reihe der Argumente gegen das Turbo-Abi wird länger: Die Schüler sind überfordert und gestresst. Die Leistungen lassen nach. Der Reifegrad beim Schulabgang ist ungenügend. Es bleibt kaum Zeit für Hobbys. Offenbar spricht rein gar nichts mehr für den schnelleren Schulabschluss. Doch aus irgend einem Grund muss der doch mal eingeführt worden sein? Ach ja, richtig, es ging darum Schulabgänger schneller an Universitäten und in den Arbeitsmarkt zu bringen. Das geschah, getrieben von Wirtschaft und Politik, vor allem im Hinblick auf die europäischen Nachbarn. Jetzt wird moniert, dass die Schüler zu jung seien, wenn sie die Schule verlassen. Hätte man das nicht kommen sehen müssen? Ein Problem beim Turbo-Abi ist, dass sich nicht nur in der Schule etwas geändert hat, sondern auch drum herum. Es gibt keine Wehrpflicht mehr, und das Einschulungsalter wurde abgesenkt. Zwei Faktoren, die dafür sorgen, dass die jungen Leute bei der Ankunft an Universität oder Ausbildungsplatz noch jünger sind, als beabsichtigt. Außerdem, und das ist der Knackpunkt, haben es die Verantwortlichen versäumt, die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen G8 gelingen kann. Dass das möglich ist, beweisen auch Bundesländer wie Thüringen und Sachsen, die seit der Wiedervereinigung auf G8 setzen. Die Kritik an den Rahmenbedingungen wie zu vollen Lehrplänen und zu hoher Stundenzahl gibt es seit 2005, als das Turbo-Abi eingeführt wurde. Geändert hat sich wenig. Wenn elf Jahre in NRW nicht ausreichen, für Verbesserungen zu sorgen, zeigt das eines: Der Turbo als Entscheidungsbeschleuniger ist in der Bildungspolitik nicht angebracht. Eher ein gründlicher Werkstatt-Check. Der Fehler, überhastet auf G8 zu wechseln, sollte nicht umgekehrt wiederholt werden. Die Politik sollte nicht zum nächsten Schuljahr alles umkrempeln. Sie sollte stattdessen zwei Alternativen prüfen: Eine gründlich vorbereitete Rückkehr zur Langvariante an den Gymnasien oder eine Reform des Turbo-Abis. Die könnte damit beginnen, dass das Einschulungsalter wieder angehoben wird. Kinderärzte fordern das schon lange.
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