Cottbus (ots) - In den meisten Bundesländern sitzen die Grünen mittlerweile am Regierungstisch. Demnächst auch in Sachsen-Anhalt. Und in Baden-Württemberg wurde gar ein grüner Ministerpräsident im Amt bestätigt. Eine Partei im Höhenrausch. Da ist es auch menschlich, wenn die Grünen bereits auf einen Coup im Bund sinnen. Während Union und SPD noch im zähen politischen Alltagsmodus stecken, laufen sich grüne Promis bereits für die Spitzenkandidatur ihrer Partei im kommenden Wahljahr warm. Seit dem Wochenende auch Cem Özdemir, der sich dazu entsprechend erklärt hat. Und noch weitere Bewerber und Bewerberinnen dürften hinzukommen. Denn die Aussicht auf einen Spitzen-Posten in einer nächsten Bundesregierung ist ja auch sehr verlockend. Dabei müsste die Partei eigentlich gewarnt sein. Seit dem rot-grünen Scheitern vor mehr als einem Jahrzehnt hat man drei Mal in Folge auf ein grünes Wunder gesetzt. Und drei Mal ging es gründlich schief. Statt am Kabinettstisch fanden sich die Grünen stets auf den harten Oppositionsbänken wieder. Und das als kleinste politische Kraft. Natürlich hat das auch etwas mit dem Niedergang der SPD zu tun. Seit 2005 hat es für Rot-Grün rechnerisch nicht mehr gereicht. Deshalb aber jetzt nur noch "Schwarz" zu sehen, wie es Özdemirs Antreten symbolisiert, könnte sich ebenfalls als Enttäuschung entpuppen. Die Union besteht ja nicht nur aus der CDU, mit der man wohl einigermaßen klar käme. Das Problem ist die CSU. Von den bayerischen Christsozialen wurde die Öko-Partei gerade erst zum größten Konkurrenten erklärt. Die künftige Herausforderung für die Union sei die "geistige Auseinandersetzung mit den Grünen", sagte der potenzielle Seehofer-Nachfolger Markus Söder. Das Fell des Bären ist also noch längst nicht verteilt. Auch wenn das Schaulaufen für die grüne Spitzenkandidatur einen anderen Eindruck erwecken mag.
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