Verantwortlicher Redakteur: Markus Meister
+ 60.000 Bankkunden
+ 384 Arbeitsplätze
+ 530 Mio. Euro Landeshaftungen von Kärnten
+ wichtiger Finanzierer von Mittelstand und Häuslbauern in Kärnten
+ Kettenreaktion durch HETA-Schuldenschnitt
+ Wann fallen die nächsten Domino-Steine?
In "Das erste HETA-Opfer" berichtete das Wirtschaftsmagazin trend letzte Woche (Ausgabe 15/2016) über eine schwierige Eigenkapital-Situation bei der AUSTRIAN ANADI BANK AG, weshalb die Erstellung der 2015er Bilanz ohne Kapitalspritze nicht möglich sein könnte. Die Bank hatte das Filialgeschäft der ehemaligen Hypo-Alpe-Adria-Bank International AG übernommen und hängt über ihre anteilige Haftung an der Pfandbriefstelle der österreichischen Landes-Hypothekenbanken mit im HETA-Debakel. Die 16 Pfandbriefstellen-Institute und Gewährträger mussten nach dem FMA-Zahlungsmoratorium für 1,2 Mrd. Euro Verbindlichkeiten der HETA Asset Resolution AG einspringen. Für ANADI macht das eine Rechnung von 77 Mio. Euro.
Im Halbjahresbericht 2015 wies das Kreditinstitut mit 15 Filialen und 384 Mitarbeitern eine Bilanzsumme von 3,3 Mrd. Euro aus. Die Eigenmittel lagen per 30.6.2015 bei 159 Mio. Euro, die gesetzliche Mindesterfordernis bei 102 Mio. Euro. Somit gab es, wie auf Seite 3 des Halbjahresberichtes zu lesen ist, einen Deckungsgrad von 156 % bzw. freie Eigenmittel von 57 Mio. Euro. In der Bilanz sind HETA-Wertberichtigungen von 27,2 Mio. Euro bereits enthalten. So weit, so gut.
trend wies in seinem Bericht darauf hin, dass aufgrund des von der Finanzmarktaufsicht (FMA) verfügten HETA-Schuldenschnittes vom 10.4.2016 die Eigenmittel knapp werden könnten:
Nach dem Erscheinen des Artikels sah sich die Bank offensichtlich gezwungen per Pressemitteilung zu informieren, dass ausreichend Vorsorgen getroffen wurden:
Gerade erst vor einer Woche verhängte die FMA einen Schuldenschnitt bei der HETA in Höhe von rund 54 %, d.h. für 100 Euro Forderungen können die Gläubiger von der HETA lediglich eine Auszahlung von 46 Euro erwarten. Am gestrigen Montag Nachmittag erfolgte dann eine Schock-Meldung für viele Banker: Die Banken sollen die Forderungen nicht um -54 % abwerten, sondern um -70 %, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg recherchierte!
Das bedeutet für die Landeshypos in den Bundesländern, dass sie noch höhere Wertberichtigungen machen müssen als bisher vorgenommen. Nicht nur bei der ANADI BANK fallen somit Verluste an, sondern auch in Niederösterreich, Vorarlberg und den anderen Ländern werden die Banken-Bosse und Landeshauptleute mit den Zähnen knirschen.
Warum 30 %, muss man sich fragen? Die FMA hat in über einem Jahr akribischer Kleinarbeit errechnet, dass die HETA-Abwicklung eine Quote von 46 % bringen soll. Warum soll es dann eine Abschreibung auf lediglich 30 % Wert geben? Es ist nicht auszuschließen, dass es als Domino-Effekt dieser zusätzlichen Abschreibung zu weiteren Problemen bei österreichischen Banken kommen könnte. Es wäre ein schwerer Schlag für das Vertrauen in die österreichischen Banken, wenn nach der HETA-Abwicklung nach dem BaSAG nun schon der nächste Bail-In von Gläubigern und Sparern erfolgen müsste.
Brisant in Kärnten ist, dass das Bundesland per 30.6.2015 für 530 Mio. Euro für ANDADI haftete. Sollte die Eigenmittelgrenze unterschritten werden und der britisch-indische Eigentümer angesichts des ganzen politischen Dramas und der Rechtsunsicherheiten in Österreich keine Lust mehr auf einen Nachschuss haben, hätten die bislang untätigen Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesfinanzreferentin Gaby Schaunig das nächste Problem mit den alten Landeshaftungen. Der große Unterschied im Vergleich zu den HETA-Gläubigern: In diesem Fall könnten dann viele Sparer in Kärnten betroffen sein, die um ihre Ersparnisse zittern und die stinksauer auf ihre Landesregierung wären, wenn der Bürge Kärnten nicht zahlen würde. Die ANADI BANK hat 60.000 Kunden.
Aufgrund der noch nicht gelösten Haftungsprobleme würde es gefährlich, wenn Kunden oder Geschäftspartner nervös würden. Die Bank hatte per 30.6.2015 täglich fällige Forderungen von anderen Banken in Höhe von 71 Mio. Euro und täglich fällige Kundeneinlagen von 613 Mio. Euro, die jederzeit abgehoben werden könnten. Andererseits ist die Bank ein wichtiger Kreditgeber für die Wirtschaft in Kärnten oder Häuslbauer mit über 2,1 Mrd. Euro an Krediten, die für 1 Jahr oder länger vergeben wurden.
Unter dem Strich ist erstaunlich, warum Finanzminister Hans Jörg Schelling Griechenland mit bis zu 10 Mrd. Euro mit unbesicherten Krediten und Haftungen unter die Arme greift, aber im Vergleich dazu bei Kärnten deutlich strengere Maßstäbe anlegt.
Weitere Informationen zum Thema:
Domino-Effekt nach Kärntens Pleite: Firmen-Insolvenzen, Beamten-Kündigungen und Pensionskürzungen?
Einlagensicherung (bis 100.000 Euro), Anlegerentschädigung (bis 20.000 Euro; bis 10 % Selbstbehalt)
+ 60.000 Bankkunden
+ 384 Arbeitsplätze
+ 530 Mio. Euro Landeshaftungen von Kärnten
+ wichtiger Finanzierer von Mittelstand und Häuslbauern in Kärnten
+ Kettenreaktion durch HETA-Schuldenschnitt
+ Wann fallen die nächsten Domino-Steine?
In "Das erste HETA-Opfer" berichtete das Wirtschaftsmagazin trend letzte Woche (Ausgabe 15/2016) über eine schwierige Eigenkapital-Situation bei der AUSTRIAN ANADI BANK AG, weshalb die Erstellung der 2015er Bilanz ohne Kapitalspritze nicht möglich sein könnte. Die Bank hatte das Filialgeschäft der ehemaligen Hypo-Alpe-Adria-Bank International AG übernommen und hängt über ihre anteilige Haftung an der Pfandbriefstelle der österreichischen Landes-Hypothekenbanken mit im HETA-Debakel. Die 16 Pfandbriefstellen-Institute und Gewährträger mussten nach dem FMA-Zahlungsmoratorium für 1,2 Mrd. Euro Verbindlichkeiten der HETA Asset Resolution AG einspringen. Für ANADI macht das eine Rechnung von 77 Mio. Euro.
Im Halbjahresbericht 2015 wies das Kreditinstitut mit 15 Filialen und 384 Mitarbeitern eine Bilanzsumme von 3,3 Mrd. Euro aus. Die Eigenmittel lagen per 30.6.2015 bei 159 Mio. Euro, die gesetzliche Mindesterfordernis bei 102 Mio. Euro. Somit gab es, wie auf Seite 3 des Halbjahresberichtes zu lesen ist, einen Deckungsgrad von 156 % bzw. freie Eigenmittel von 57 Mio. Euro. In der Bilanz sind HETA-Wertberichtigungen von 27,2 Mio. Euro bereits enthalten. So weit, so gut.
trend wies in seinem Bericht darauf hin, dass aufgrund des von der Finanzmarktaufsicht (FMA) verfügten HETA-Schuldenschnittes vom 10.4.2016 die Eigenmittel knapp werden könnten:
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Nach dem Erscheinen des Artikels sah sich die Bank offensichtlich gezwungen per Pressemitteilung zu informieren, dass ausreichend Vorsorgen getroffen wurden:
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FMA versetzt österreichischen Banken weiteren Dolchstoß
Gerade erst vor einer Woche verhängte die FMA einen Schuldenschnitt bei der HETA in Höhe von rund 54 %, d.h. für 100 Euro Forderungen können die Gläubiger von der HETA lediglich eine Auszahlung von 46 Euro erwarten. Am gestrigen Montag Nachmittag erfolgte dann eine Schock-Meldung für viele Banker: Die Banken sollen die Forderungen nicht um -54 % abwerten, sondern um -70 %, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg recherchierte!
Das bedeutet für die Landeshypos in den Bundesländern, dass sie noch höhere Wertberichtigungen machen müssen als bisher vorgenommen. Nicht nur bei der ANADI BANK fallen somit Verluste an, sondern auch in Niederösterreich, Vorarlberg und den anderen Ländern werden die Banken-Bosse und Landeshauptleute mit den Zähnen knirschen.
Warum 30 %, muss man sich fragen? Die FMA hat in über einem Jahr akribischer Kleinarbeit errechnet, dass die HETA-Abwicklung eine Quote von 46 % bringen soll. Warum soll es dann eine Abschreibung auf lediglich 30 % Wert geben? Es ist nicht auszuschließen, dass es als Domino-Effekt dieser zusätzlichen Abschreibung zu weiteren Problemen bei österreichischen Banken kommen könnte. Es wäre ein schwerer Schlag für das Vertrauen in die österreichischen Banken, wenn nach der HETA-Abwicklung nach dem BaSAG nun schon der nächste Bail-In von Gläubigern und Sparern erfolgen müsste.
Weiteres Haftungsproblem für Kärnten möglich
Brisant in Kärnten ist, dass das Bundesland per 30.6.2015 für 530 Mio. Euro für ANDADI haftete. Sollte die Eigenmittelgrenze unterschritten werden und der britisch-indische Eigentümer angesichts des ganzen politischen Dramas und der Rechtsunsicherheiten in Österreich keine Lust mehr auf einen Nachschuss haben, hätten die bislang untätigen Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesfinanzreferentin Gaby Schaunig das nächste Problem mit den alten Landeshaftungen. Der große Unterschied im Vergleich zu den HETA-Gläubigern: In diesem Fall könnten dann viele Sparer in Kärnten betroffen sein, die um ihre Ersparnisse zittern und die stinksauer auf ihre Landesregierung wären, wenn der Bürge Kärnten nicht zahlen würde. Die ANADI BANK hat 60.000 Kunden.
Was passiert, wenn die Kunden das Vertrauen in die ANADI BANK verlieren?
Aufgrund der noch nicht gelösten Haftungsprobleme würde es gefährlich, wenn Kunden oder Geschäftspartner nervös würden. Die Bank hatte per 30.6.2015 täglich fällige Forderungen von anderen Banken in Höhe von 71 Mio. Euro und täglich fällige Kundeneinlagen von 613 Mio. Euro, die jederzeit abgehoben werden könnten. Andererseits ist die Bank ein wichtiger Kreditgeber für die Wirtschaft in Kärnten oder Häuslbauer mit über 2,1 Mrd. Euro an Krediten, die für 1 Jahr oder länger vergeben wurden.
Unter dem Strich ist erstaunlich, warum Finanzminister Hans Jörg Schelling Griechenland mit bis zu 10 Mrd. Euro mit unbesicherten Krediten und Haftungen unter die Arme greift, aber im Vergleich dazu bei Kärnten deutlich strengere Maßstäbe anlegt.
Weitere Informationen zum Thema:
Domino-Effekt nach Kärntens Pleite: Firmen-Insolvenzen, Beamten-Kündigungen und Pensionskürzungen?
Einlagensicherung (bis 100.000 Euro), Anlegerentschädigung (bis 20.000 Euro; bis 10 % Selbstbehalt)
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