Die Gespräche zwischen 18 wichtigen Ölförderländern in der katarischen Hauptstadt Doha zur Deckelung der Ölproduktion wurden am vergangenen Wochenende ergebnislos vertagt. Den Anwesenden zufolge trug vor allem Saudi-Arabien dazu bei, dass es zu keiner Einigung kam. Das Land habe zur Bedingung gemacht, dass alle 13 OPEC-Länder ihre Produktion nicht weiter erhöhen.
Keine Ölförderbegrenzung ohne den Iran
Bereits im Februar hatten sich Saudi-Arabien, Katar, Venezuela und Russland vorläufig darauf verständigt, die Ölförderung auf dem Januar-Niveau einzufrieren. Aber schon damals machte Saudi-Arabien eine Einigung davon abhängig, dass sich weitere Exporteure anschließen. Weil der Iran jedoch nicht an dem Treffen teilnahm, standen die Zeichen bereits vor der Zusammenkunft in Doha nicht auf Einigung.
Vertreter des Irans teilten mit, man würde den Plan zwar unterstützen, aber die Ölproduktion zunächst wie geplant auf vier Millionen Barrel pro Tag erhöhen, um damit auf das Niveau vor den erst kürzlich aufgehobenen Sanktionen zurückzukehren.
Ölpreis knickte zum Wochenstart kurzzeitig massiv ein
Der Ölpreis verlor daraufhin zum Start in die neue Woche mit einem Minus von fast 7 Prozent zunächst massiv an Wert (rote Ellipse im Chart).
Damit stand der Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal wieder zur Disposition bzw. ein mögliches Fehlsignal im Raum.
Doch die Notierungen erholten sich anschließend wieder überraschend schnell, womit der Kurseinbruch bereits vollständig egalisiert wurde. In den nächsten Handelstagen wird sich zeigen, ob sich die Aufwärtstendenz des Ölpreises nun wieder fortsetzen kann und der Trendbruch damit noch bestätigt wird.
Die Tür für eine Förderbegrenzung könnte bald schon offen stehen
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn die Tür für eine Einigung steht offen, sobald der Iran sein Förderziel erreicht hat. Und dies könnte schon im Juni der Fall sein. Denn laut der OPEC stieg die iranische Ölproduktion von 2,9 Millionen Barrel pro Tag im Januar auf 3,3 Millionen im März. Setzt sich diese Tendenz fort, ist der Iran bereits im Juni an seinem Förserziel angekommen. Vielleicht ist es daher auch kein Zufall, dass es nach Angaben des nigerianischen Öl-Ministers ein weiteres Treffen im Juni geben soll.
DAX bestätigte Widerstand mit einer Abwärtslücke
Der DAX geriet durch die Ölpreisreaktion mit einer 150-Punkte-Abwärtslücke (rote Ellipse im folgenden Chart) auch zunächst unter Druck und rutschte gestern im Tief bis auf rund 9.900 Punkte ab. Damit war er am oberen Ende seiner Seitwärtsrange abgeprallt und hatte somit zunächst den Widerstand bestätigt (roter Pfeil).
Alleine diese Kursverluste haben unserer Strategie der kurzfristigen Gewinnmitnahmen bzw. einer Reduzierung der Investitionsquote vom Freitag bereits eine Berechtigung verliehen, auch wenn der DAX inzwischen klar auf neue Höhen ausgebrochen ist. An Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden. Diese sind an solchen Widerständen eine Art Versicherung. Geht es weiter abwärts, hat man die Gewinne nahe des Hochs gesichert. Werden die Widerstände nach oben gebrochen, steigt man (wie für diesen Fall empfohlen) wieder ein. Die etwas höheren Kosten für diesen Einstieg sind damit sozusagen die Versicherungsprämie.
Schnelle Erholung der Ölpreise verlieh den Aktienmärkten Stärke
Jedenfalls hat der nur sehr kurzzeitige Einbruch der Ölpreise den Aktienmärkten eine enorme Stärke verliehen. Die Widerstände, über die ich am Freitag berichtete, wurden heute pulverisiert. Sowohl die US-Indizes als auch der DAX brachen dynamisch nach oben aus. Während der DAX nun kurzfristig freie Bahn hat, stehen die US-Indizes aber bereits vor der nächsten Hürde - den Allzeithochs. Im S&P 500 liegt diese Marke bei 2.134,72 Punkten, womit der Index lediglich ein Potential von knapp als 30 Zählern bzw. 1,46 Prozent hat.
Und wie hier schon geschrieben: Nachdem das Rounding-Top hinfällig ist, kann sich im S&P 500 noch eine große Seitwärtsbewegung bilden. Zudem ist der Ausbruch aus der Flaggenformation noch nicht als nachhaltig zu bezeichnen. Auch sind die US-Indizes angesichts der bisherigen Rally weiterhin extrem überkauft.
Aktienmärkte auf Allzeithoch spielen auch der Fed in die Karten
Angesichts der aktuellen Aufwärtsdynamik kann die Rally durchaus noch weiter gehen und es selbst an solch markanten Marken wie einem Allzeithoch zu weiter steigenden Kursen kommen. Doch nach wie vor muss man neben den Widerständen und dem überkauften Zustand in den US-Indizes eine frühere Zinsanhebung der Fed fürchten. Mit den steigenden Aktienkursen sogar umso mehr. Denn die Fed hatte zuletzt auch immer wieder die Marktverwerfungen als Grund für ihre zögerliche Haltung genannt. Bei Aktienmärkten nahe Allzeithoch ist jedoch damit ein weiteres Argument gegen eine Fortsetzung der Zinswende weggefallen.
Es bleibt also bei der Warnung von Freitag, wonach die Märkte eine frühe Zinsanhebung im April, so sie denn kommt, über fallende Notierungen einpreisen könnten. Die kommende Fed-Sitzung ist allerdings erst am 27. April. Bis dahin kann noch viel passieren. Es gilt daher weiterhin die Konjunkturdaten genau im Auge zu behalten und bis dahin den bullishen Signalen der Aktienmärkte zu folgen, ohne die Risiken (kurzfristig überkaufter Markt) aus den Augen zu verlieren.
Fazit
Zwar ist der Weg nach oben im DAX kurzfristig frei, in den US-Indizes aber spätestens mit den Allzeithochs schon wieder erschwert. Und die Möglichkeit einer Zinsanhebung Ende April schwebt nun wie ein Damoklesschwert über dem Anstieg. Man sollte die Stopps zurzeit konsequent nachziehen bzw. enger platzieren.
Viele Grüße
Ihr
Sven Weisenhaus