Regensburg (ots) - Long may she reign, heißt es in der britischen Nationalhymne: Lange möge sie herrschen. Diese Zeile müsssen die Briten wohl stets besonders inbrünstig mitgesungen haben. Nie haben sie einen Monarchen gehabt, der länger regiert hätte als Elizabeth II. Auch am 90. Geburtstag der Queen ist kein Ende ihrer Herrschaft abzusehen, denn Elizabeth hat eine rüstige Kondition. Eine maßvolle Lebensweise, wenig Alkohol, die beste medizinische Betreuung, die man sich denken kann, und zudem einen aufmerksamen Gatten an ihrer Seite werden ihr helfen, das Szepter noch eine Weile länger zu schwingen. Immerhin ist ihre Mutter 101 Jahre alt geworden. Abdankung ist das große Tabuwort, das im Buckingham Palast keiner in den Mund zu nehmen wagt. Rücktritt kommt für die Queen nicht in Frage. Soll Papst Benedikt emeritieren, sollen sich andere Royals wie Königin Beatrix der Niederlande oder König Juan Carlos von Spanien aufs Altenteil zurückziehen: Für die Queen ist das keine Option. Nie und nimmer. An ihrem 21. Geburtstag hatte sie feierlich gelobt, dass "mein ganzes Leben, sei es kurz oder lang, dem Dienst an Euch und dem Dienst an der großen imperialen Familie gewidmet sein wird". Gemeint damit war: ihr ganzes Leben, und nicht nur das bis zur Rente. Sie wiederholte diese Verpflichtung 1953 bei ihrer Inthronisierung mit dem Krönungseid: "Alles, was ich hier versprochen habe, werde ich ausführen und erhalten. So wahr mir Gott helfe." Für sie war es ein Versprechen vor Gott, das nicht gebrochen werden kann. Einmal Monarch, immer Monarch, bis zum Ende. Dazu kommt, dass die letzte Abdankung für die Institution der Monarchie selbst brandgefährlich wurde. Die Queen hatte es als kleines Mädchen miterlebt: Ihr Onkel, Edward VIII., dankte 1936 ab, um seine Geliebte, die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson, zu heiraten, und brachte damit Elizabeths Vater als George VI. auf den Thron. Der Rücktritt löste eine Verfassungskrise aus, führte zu einer breiten Diskussion über die Legitimität des Monarchen und trug nicht zuletzt dazu bei, die Gesundheit von Elizabeths Vater zu untergraben. Kein Wunder, dass seine Tochter von einer Abdankung nichts wissen will. Und das umso mehr, als solch ein Rückzug ins Privatleben die Raison d'etre der Monarchie selbst untergräbt. Diese Institution beruht nun einmal auf der unbedingten Gültigkeit der Thronfolge - wer daran herumflickt, riskiert das System. Das ist auch der Grund, warum eine andere Abdankung nicht in Frage kommt: die von Charles. Immer wieder taucht diese Spekulation auf: Wäre es nicht besser für die britische Monarchie, wenn der eher ungeliebte Charles zugunsten seines so viel populäreren Sohnes William auf den Thron verzichten würde? Doch solch ein 'Überspringen' der Thronfolge ist weder mit Charles noch mit William zu machen. Sie sind beide, wen wundert's, Monarchisten und wissen nur zu gut, was sie dieser Institution schuldig sind. Wenn eine Abdankung niemals zur Option wird, kommt auf das Königreich etwas zu, was der Royal-Kenner Andrew Morton die "Ära der Rentner-Monarchie" nennt: Die Herrscher werden immer älter. Prinz Charles ist mittlerweile 67 Jahre alt und dürfte noch einige Jahre warten müssen. Sein Sohn William, Nummer Zwei der Thronfolge, wird ebenfalls aufs Rentenalter zugehen, wenn er an der Reihe ist, ebenso sein ältester Sprössling Prinz George. Damit stellt sich die Frage, was passiert, wenn ein Throninhaber einfach nicht mehr in der Lage wäre, den Job auszufüllen. Doch auch dafür hat man vorgesorgt. Es käme, während der Monarch nominell noch im Amt bliebe, zu einer "Regentschaft" des Thronfolgers.
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