Bremen (ots) - Die Räumung des Grenzlagers Idomeni hat weniger etwas mit Fürsorge zu tun, als mit einem politischen Signal. Es soll Ernüchterung bringen. Die Flüchtlinge sollen begreifen, dass sie nicht nach Deutschland oder Schweden gelangen werden. Wenn jetzt bessere Camps vorgeschoben werden, ist das ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die seit fast drei Monaten im Dreck leben. Man überließ sie ehrenamtlichen Helfern und sich selbst. Die EU und Griechenland hätten das wilde Lager Idomeni offiziell machen können. Damit hätte man die Situation verbessert, Verantwortung übernommen. Doch das Statement, dass die Menschen dort nicht hingehören, war wichtiger als Humanität. Ob es den Menschen in den dezentralen Camps besser gehen wird, ist fraglich. Auch hier gibt es Zelte ohne Fußböden, die bei Regen unterspült werden. Aber wer die Flüchtlinge erlebt hat, weiß: Ihnen geht es auch nicht um saubere Duschen. Ja, für einige Flüchtlinge wird die Räumung ein Befreiungsschlag sein. Sie werden sich nicht mehr mit einer Illusion quälen, sondern mit dem Gedanken anfreunden, in Griechenland zu bleiben. Aber: Tausende Familien sind auseinander gerissen. Sie sollten unbürokratisch zu ihren Verwandten gelassen werden. Doch diese Forderung wird bald niemand mehr hören. Sobald die Menschen auf alte Kasernengelände mitten im Nirgendwo verteilt sind, werden sie von der Bildfläche verschwinden. Es wird keine blockierten Eisenbahnschienen, keine Handgemenge mit Grenzbeamten und weniger Berichterstattung geben. Kurz: Die Stimmen der Schutzsuchenden werden verhallen. Das ist einkalkuliert. Das ist eine perfide Taktik.
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