Bielefeld (ots) - Auf dem Denkmal für die Opfer des ersten Atombombenabwurfs über Hiroshima stehen die Worte: »Die Fehler der Vergangenheit sollen nicht wiederholt werden«. Ein Satz, mit dem der erste Besuch eines amerikanischen Präsidenten in der vor 71 Jahren dem Erdboden gleichgemachten Stadt überschrieben werden könnte. Barack Obama schaffte es bei seiner historischen Visite, nicht in die Vergangenheits-Falle zu tappen, die seine Vorgänger davon abgehalten hatte, den schwierigen Gang anzutreten. Statt einer Entschuldigung bot der Präsident Anerkennung und Trauer um die schätzungsweise 200 000 Opfer der beiden Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki an. Der Meister der großen Geste umarmte einen Überlebenden, der sein Leben der Sorge für die Angehörigen amerikanischer Kriegsgefangener gewidmet hatte, die bei dem Angriff auf Hiroshima ums Leben kamen. Richtigerweise blickte der Präsident nach vorn. In seiner Rede im Friedenspark von Hiroshima forderte er eine »moralische Revolution«, die den technologischen Fortschritt kontrolliert und Grenzen setzt. Damit so etwas wie im August 1945 nie wieder passiert. So beeindruckend die Worte Obamas und die eindrückliche Symbolik des gemeinsamen Gedenkens auch waren, so sehr fühlte sich die Situation paradox an. Denn nirgendwo auf der Welt ist das Risiko einer neuen Nuklear-Katastrophe heute größer als in Asien. Der US-Präsident sah einigermaßen hilflos zu, wie seit seiner Rede über eine atomwaffenfreie Welt in Prag 2009 Nordkorea einen Nuklearsprengkopf nach dem anderen produzierte. Gewiss kann Obama auch Erfolge vorweisen. Allen voran das Atomabkommen mit Iran, das für das erste einen Nuklear-Wettlauf im Mittleren Osten verhindert hat. Fortschritte gab es auch bei der globalen Sicherung existierender Nuklearbestände und dem Abbau strategischer Arsenale durch neue Abkommen mit Russland. Von der in Prag erstmals formulierten und nun in Hiroshima bekräftigten Vision einer Welt ohne Atomwaffen bleibt die Wirklichkeit aber weit entfernt; genauer gesagt 15 000 Sprengköpfe. Hinzu kommt eine in der Amtszeit Obamas beschlossene Modernisierung der amerikanischen Nuklearwaffen-Bestände, die über die kommenden zehn Jahre eine Billionen Dollar kosten wird. Der Präsident sollte nach seiner Rückkehr die letzten Tage seiner Amtszeit nutzen, den Worten weitere Taten folgen zu lassen. Es gibt kaum Gründe, hunderte Atomraketen unter Gefechtsbereitschaft zu halten. Eine mit Russland abgestimmte Demobilisierung könnte die Gefahr einer Eskalation aus Versehen minimieren ohne die nationale Sicherheit der USA und deren Verbündeten zu gefährden. Dies wäre das Ausrufezeichen hinter einer Amtszeit, die mit guten Vorsätzen begann, denen sich die Realitäten oft in den Weg stellten.
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