Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
am 17. Juni findet der große Juni-Verfallstag statt. Bis dahin sind es nur noch knapp drei Wochen - Zeit also für eine erste DAX-Prognose anhand der Verfallstagspositionierung.
Verfallstagsdiagramm als Prognoseinstrument
Die meisten Leser kennen dieses "Spiel" bereits: Die Verteilung von Call- und Put-Optionen an der Terminbörse Eurex - die Sie im Übrigen auch täglich aktualisiert auf unserer Webseite finden - gibt uns häufig Hinweise darauf, welchen Kurs oder Kursbereich der DAX bis zum Verfallstag wahrscheinlich anlaufen wird. Und oft genug kam es auch tatsächlich so.
Schauen wir also auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm:
Noch können die Stillhalter entspannt bleiben
Der DAX steht zurzeit bei rund 10.300 Punkten (siehe grüne Markierungen an den Skalen). Damit befindet sich der Kurs zum einen ziemlich genau in der Mitte zwischen zwei großen Positionen: einer Call-Position (blau) bei 10.500 und einer Put-Position (rot) bei 10.000 Punkten (siehe oberes Diagramm). Zum anderen steht der Kurs damit ziemlich exakt am Minimum der "Verlustkurve" (siehe unteres Diagramm).
Was heißt das konkret? Die Stillhalter der beiden großen Positionen bei 10.500 bzw. 10.000 Punkten erleiden erst dann einen Verlust, wenn der Kurs entweder über 10.500 Punkte steigt (dann läuft die Call-Position ins Geld) oder wenn der Kurs unter 10.000 Punkte fällt (dann läuft die Put-Position ins Geld). Und die "Verlustkurve" zeigt an, wie viel Geld die Stillhalter je nach Abrechnungskurs insgesamt verlieren.
Da der DAX zurzeit eine optimale Entfernung von allen "gefährlichen" Marken (aus Sicht der Stillhalter) hat und zudem nahe des optimalen (= minimalen) Abrechnungskurses für die Stillhalter steht, haben diese zunächst keine Veranlassung einzugreifen. Der DAX dürfte also bis auf Weiteres dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen bleiben.
Eine neuralgische Marke kristallisiert sich heraus
Aber wohin könnten diese den DAX bis zum Verfallstag treiben? Dazu ein Blick auf den aktuellen DAX-Chart:
Nach dem Ausbruch aus der kleinen Seitwärtsbewegung (gelbes Rechteck) stieg der DAX in den vergangenen Tagen dynamisch an. Das Kursziel dieser Ausbruchsbewegung liegt bei ca. 10.386 Punkten. Knapp darüber befinden sich mit der Rechteckkante bei 10.460 Punkten bzw. dem April-Hoch bei 10.474 Punkten zwei wichtige Marken, welche die Bullen reizen dürften, sie zu testen.
Und - wie es der "Zufall" wieder mal so will - liegen diese Marken nur knapp unterhalb der großen Call-Position bei 10.500 Punkten nach unserem Verfallstagsdiagramm (siehe oben). Diese Marken stellen zunächst Widerstände dar, die den DAX aufhalten sollten. Als weiteren Widerstand finden wir in diesem Bereich die große Kurslücke vom Dezember (graues Rechteck), an deren Unterkante der DAX schon im April gescheitert ist.
Klare Rollenverteilung bis zum Verfallstag
Damit sind die Rollen also klar verteilt: Die Bullen dürften versuchen, den DAX bis zum Verfallstag weiter in Richtung 10.500 Punkte zu treiben. Die starken Widerstände unterhalb dieser Marke sollten aber zunächst verhindern, dass der Ausbruch nach oben gelingt. Diese Widerstände arbeiten also vorerst zugunsten der Stillhalter.
Erst wenn der Ausbruch droht oder sogar gelingt, dürften die Stillhalter eingreifen. Im Fall eines nachhaltigen Ausbruchs nach oben müssten sie ihre Position bei 10.500 Punkten absichern. Das würde die Kurse weiter treiben. Dagegen würden sie bei einem eher schwächlichen Ausbruch sicher versuchen, die Kurse unter 10.500 Punkten zu halten.
Fordern die Bullen die Stillhalter heraus?
Wie Sie wissen, tendiert der Markt stets dazu, bestimmte neuralgische Marken bzw. Schmerzgrenzen der einen oder anderen Seite zu testen. Die 10.500er Marke ist für die Stillhalter zweifellos eine solche Marke. Damit ist - auch angesichts der jüngsten Stärke des DAX - die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass der DAX bis zum Verfallstag wenigstens einen Test dieser Marke unternimmt.
Je nachdem, wie sich die weitere Entwicklung der Verfallstagspositionierungen bis dahin darstellt, könnte diese Marke auch das Kursziel bis zum Verfallstag werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt insbesondere dann, wenn mit steigenden Kursen z.B. die (bisher noch recht unauffällige) Put-Position bei 10.500 Punkten wächst.
Sie können die weitere Entwicklung der Verfallstagspositionierung täglich aktualisiert in unserem Verfallstagsdiagramm verfolgen. Und natürlich werden wir Sie auch in Ihrer Börse-Intern dazu auf dem Laufenden halten!
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert