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Welche Fehler Sie bei Fehlern machen können

Finanznachrichten News

Bei der EZB-Sitzung ist wie erwartet nichts wirklich Neues gemeldet worden. Der DAX zeigt nach wie vor keine klare kurzfristige Tendenz. Somit bleibt Zeit für ein anderes Thema:

Beim Handel an der Börse geht es immer auch um die eigene Psyche: Wann steige ich ein? Was treibt mich an, Angst / Gier? - Und viele weitere Fragen. Einer der wichtigsten Faktoren, um erfolgreich zu traden, ist aber der Umgang mit Verlusten beziehungsweise Fehlern.

Die Menschen verfügen grob eigentlich nur über drei Strategien, mit eigenen Fehlern umzugehen

Die erste Strategie

Die verbreitetste und ursprünglichste Strategie ist, sich den Fehler nicht einzugestehen, sondern andere Menschen oder Umstände dafür verantwortliche zu machen. Es ist das typische "sich rausreden".

Beim Traden wird die Schuld eines missglückten Trades gerne an Institutionen weitergeleitet: Schuld war die Fed, die EZB, die Politik, die Medien oder gar die Dummheit all der anderen Börsenteilnehmer. Funktioniert das gerade mal nicht, war man durch diesen und jenen Umstand, den man ebenfalls keineswegs selbst zu verschulden hatte, abgelenkt. Hierfür verantwortlich kann die Partnerin gewesen sein, die Stress gemacht hat, eine Erkältung, ein anderer Trader, dem man geglaubt hat, etc.

All diesen Reaktionen auf einen Fehler liegt zugrunde, dass man selber unter gar keinen Umstand etwas dafür kann - es sind die anderen.

Sie können es sich schon denken: Diese Vorgehensweise ist für das Trading ruinös, denn sie verhindert, dass man sich mit den eigenen Fehlern auseinandersetzt und lernt.

Die zweite Strategie

Eine weitere Strategie tritt insbesondere dann in Kraft, wenn zu viele Fehler auftauchen, so dass das "sich rausreden" nicht mehr gut funktioniert. Dann geht man quasi in den Fehlern unter. Es kommt zur massiven Selbstbezichtigung: Ich kann nichts, ich schaff das nicht, ich bin unfähig, ich trade immer genau das Falsche. Das kann sich bis zu der fixen Idee steigern, dass man nur immer genau das Gegenteil von dem machen müsste, was man eigentlich tun will - dann würde man auf der Gewinnerseite stehen. Das ist eine Idee, auf die tatsächlich sehr viele Trader im Laufe ihrer Karriere irgendwann stoßen. (Es gibt einige, die das sogar ausprobiert haben, es funktioniert auch nicht).

Doch auch diese Fehler-"Strategie" führt nicht weiter, da sie lediglich mental entkräftet und ebenfalls zu keiner vernünftigen Auseinandersetzung mit den Fehlern/missglückten Trades führt. Auch hier wird nicht gelernt.

Die dritte, vernünftige Strategie

Eine vernünftige Vorgehensweise wäre festzustellen, dass ein Fehler geschehen ist, sich dann von diesem Fehler zu distanzieren, um ihn genauer analysieren zu können, ohne sich dabei selbst zu bezichtigen. Es ist ein Verlust aufgetaucht. Na und? War es ein Fehler? Wenn ja, was kann ich daraus lernen? Eventuelle Schlüsse aus dieser Analyse werden in der Zukunft zu besseren Ergebnissen führen. Es gibt somit nichts, worüber man sich aufregen müsste.

Grundsätzlich dürfte jedem klar sein, dass dies die sinnvollste Strategie ist. Und natürlich wird jeder von sich behaupten, er wende eben genau diese dritte Strategie an. Doch auch das ist ein Fehler, ein Fehler in der Selbsteinschätzung. Denn die Wahrheit ist, dass die meisten Anleger eher zu Strategie eins oder zwei neigen, oft aber selbst das nicht so wirklich wahrhaben wollen.

Die Trading- Strategie

Es gibt noch eine vierte Strategie, wie man mit Verlusten umgehen kann. Dafür muss man aber die dritte Strategie beherrschen. Und so verwundert es nicht, dass das Folgende einen erfahrenen Trader auszeichnet. Diese Strategie ist aber nicht eins zu eins auf das allgemeine Leben zu übertragen, weswegen sie gesondert behandelt werden muss:

Wenn Sie schon länger traden, wissen Sie, dass Verluste dazu gehören. Jeder Trade hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit die stets weit unter 100 Prozent liegt - egal wie gut Sie recherchiert und analysiert haben. Sie machen also einen Verlusttrade, analysieren ohne größere Emotionen im Rückblick noch einmal, ob Sie etwas übersehen haben oder einen anderen Fehler gemacht haben. Wenn dem nicht so sein sollte, wissen Sie: Sie haben keinen Fehler gemacht. Sie "leiden" lediglich an den Wahrscheinlichkeiten. Wenn Sie ein Chance/Risikoverhältnis von 60 zu 40 haben, dann werden auf jeden Fall vier von zehn Trades nicht aufgehen. Das ist eben Teil des Systems. Warum also sich aufregen?

Man bereitet in diesem Fall einfach, ohne eine negative Emotion, den nächsten Trade vor. Das geschieht in dem Wissen, dass aufgrund der Wahrscheinlichkeit bei vielen Trades mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis auf Dauer unterm Strich ein Gewinn stehen wird. Es geht nicht mehr um den einen Trade, bei dem man sowieso nicht weiß, was geschieht. Es geht um das Gesamtergebnis. Denn das ist das einzige, was man einigermaßen kalkulieren kann.

Gut, zu wissen, aber wie setzt man das um?

Wenn der Mensch einfach nur durch Wissen seinen Charakter ändern könnte, wäre unsere Welt wahrscheinlich ein Paradies. Die Frage, die sich somit stellt ist, wie kommt man in diesen Zustand des emotionslosen Handelns? Der Erfahrung nach braucht es viele Jahre intensiven Tradens und der Fähigkeit sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um dies zu bewerkstelligen. Die Antworten auf die Frage, ob und wie man diesen Verbesserungsprozess beschleunigen könnte, würden wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Doch manchmal reicht es schon, wenigstens das Ziel zu kennen, um einen Prozess zu starten.

Viele Grüße

Ihr

Sven Weisenhaus

© 2016 Börse-Intern
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