Cottbus (ots) - Joachim Gauck tritt nicht zurück. Der Bundespräsident tritt womöglich nur nicht noch einmal für das höchste Amt im Staate an. Diesen gewichtigen Unterschied gilt es zu berücksichtigen, wenn man sich der schon seit Monaten schwelenden Debatte nähert - und der politischen Hektik, die in der nächsten Zeit wahrscheinlich programmiert ist und andere wichtige Themen in den Hintergrund zu drängen droht. Egal, wie sich Gauck am Ende entscheidet, sein Entschluss ist auf jeden Fall zu respektieren. Fünf Jahre lang wird er Bundespräsident sein, wenn im Februar 2017 turnusmäßig neu gewählt wird. Viele wünschen sich, dass Gauck weitermacht. Weil er nicht nur reden kann, sondern auch etwas zu sagen hat, kurz, weil er ein guter Präsident ist. Es wäre aber auch keine Schande, mit "nur" einer Wahlperiode zu sagen, so, das war's. Gerade, wenn sie erfolgreich ist. Vieles spricht dafür, dass Joachim Gauck diesen Weg geht. Ein Weitermachen hätte er auch schon früher verkünden können. Dabei sind die Zeiten eigentlich nicht danach, das ohnehin angespannte politische Klima auch noch durch eine zähe Nachfolgedebatte zu belasten. In dieser Situation wünschte man sich, das Staatsoberhaupt würde vom Volke gewählt. Dann entzöge sich die Personenfindung dem ganzen parteitaktischen Klamauk. Allein, so wird es nicht kommen. Eher ist eine politische Schlammschlacht zu erwarten, falls Gauck tatsächlich nicht noch einmal antritt. Denn jedes politische Farbenspiel zur Bestimmung eines Nachfolgers könnte als Vorgriff auf die Machtverhältnisse nach der nächsten Bundestagswahl gewertet werden. Und auch die Mehrheiten in der Bundesversammlung sind durch das Erstarken der AfD komplizierter geworden. Das alles riecht nach einem Experiment mit ungewissem Ausgang. So verständlich Gaucks Entscheidung sein mag, so vertrackt wird es werden, mit dem allseits erwarteten Szenario politisch umzugehen.
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