Regensburg (ots) - Ene mene Muh - und raus bist Du, lautet ein alter Abzählreim. Viele Kinder glauben tatsächlich, dass die milchgebenden Wiederkäuer lila-weiß gescheckt sind. Der Werbung eines großen Schweizer Süßwarenherstellers ist dieses Naturphänomen zu verdanken. Die Entfremdung von der uns umgebenden Natur schreitet immer weiter voran. Nicht nur für Kinder und Jugendliche. Doch bei ihnen wird es besonders deutlich. Im Wettbewerb zwischen digitalen Medien und "analoger" Natur hat letztere oft das Nachsehen. Umfragen zufolge kennen sich Kinder sehr gut in der Welt der Pokémon-Fabelwesen, der Kampf-Schildkröten oder ihren Computerspielen aus. Wie Amsel, Drossel, Fink oder Nachtigall zwitschern, ist dagegen nicht so spannend. Es gibt ja den Zwitscher-Dienst Twitter. Das Wissen und das Erleben von Umwelt, auch von Ernährung und Landwirtschaft sind dagegen ziemlich spärlich. Die Milch kommt aus dem Supermarkt und zum Essen gibt's gebratenes Hackfleisch, das dann auch noch Burger genannt werden muss. Keine Angst, dies ist kein kulturpessimistischer Abgesang, auch kein verspätetes Zurück-zur-Natur, sondern eher ein Plädoyer für die Vielfältigkeit, für die Buntheit, für den Duft, für den Klang unserer Welt. Dabei gibt es bereits eine Vielzahl von Natur- und Umweltbildungsstätten, es gibt den Biologie-Unterricht mit engagierten Lehrer an den Schulen, es gibt Bücher, es gibt ein unüberschaubares Angebot im Internet, es gibt Urlaub auf dem Bauernhof, es gibt Schulklassenexkursionen zu Landwirten - und es gibt Eltern und Großeltern, die erzählen können. Alles gut und wichtig. Dennoch gibt es offenkundig Lücken im Wissen von Natur, in der Wertschätzung dessen, wovon wir leben - von Lebensmitteln. Der eher nicht zu den Schlagzeilen-Produzenten gehörende Bundeslandwirtschafts- und Ernährungsminister Christian Schmidt bricht seit geraumer Zeit schon eine Lanze für, na sagen wir, Ernährungsbildung in den Schulen. Und er hat Recht damit. Das Einmaleins gesunder Ernährung gehört in die Lehrpläne der Schulen, genau wie Mathematik, Lesen und Schreiben oder der Umgang mit digitalen Medien. Auch wenn sich mancher Kultusminister die Einmischung eines fachfremden Bundesministers verbitten mag. Im Fernsehen und im weltweiten Netz boomen zwar die Kochshows der Lichters, Lafers und Mälzers. Man könnte den Eindruck gewinnen, die gesamte Republik steht den ganzen Tag in der Küche und kocht ständig neue Menüs. Dem ist allerdings nicht so. Die Schule und das Kinderalter sind für die Ernährungsbildung auch deshalb so wichtig, weil in der Zeit des Heranwachsens das Ernährungsverhalten des weiteren Lebens entscheidend gepägt wird. Die sich entwickelnden Geschmacksrezeptoren sollten viel mehr kennen lernen als süße braune Brause, Ketchup, Mayo und Pommes. Das Wissen, das in den Schulen über gesunde Ernährung und ganz allgemein über Landwirtschaft vermittelt werden sollte, dürfte allerdings kein oberschlauer Ernährungsratgeber nach dem Motto sein: Das darfst du, das nicht - sondern eher eine Entscheidungshilfe für das spätere Leben, für die eigene Küche. Vor allem sollten auch die Probleme, die aktuellen Entwicklungen der modernen Landwirtschaft angesprochen werden. Der sogenannten konventionellen wie der ökologisch wirtschaftenden. Beides hat seine Berechtigung, die Übergänge sind ohnehin fließend. Und gewiss könnte ein solches Gerüst an landwirtschaftlichem Wissen die jetzigen aufgeregten Debatten um Schlagworte, wie Massentierhaltung oder Gift auf dem Acker, versachlichen. Es täte not.
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