Bielefeld (ots) - Wie dünn die Schicht der Zivilisation geworden ist, zeigt nicht erst das Attentat auf die englische Politikerin Jo Cox. Der Messeranschlag im vergangenen Herbst auf die damalige Kölner Oberbürgermeister-Kandiatin Henriette Reker war ähnlich motiviert wie der tödliche Angriff auf Jo Cox. Auch die Labour-Abgeordnete setzte sich für die großzügige Aufnahme von Flüchtlingen ein. Der Beginn der Verrohung des Umgangs miteinander lässt sich ziemlich genau datieren: Seit knapp einem Jahr verläuft die größte gesellschaftliche Konfliktlinie zwischen denen, die ihre eigene Identität durch die Migration nach Europa bedroht sehen, und denen, die Zuwanderung aus fremden Kulturen befürworten. Selten verlaufen die Debatten darüber sachlich, längst beherrschen Emotionen den Diskurs - vor allem im Internet. Und Menschen, die nicht in einigermaßen stabilen Verhältnissen leben, sind anfällig für Verbalradikalismus. Und sie können aus Worten Taten werden lassen. Natürlich wirkt der Mord an Jo Cox auf die Abstimmung über Großbritanniens europäische Zukunft. Aber ihr Tod bleibt auch dann sinnlos, wenn er das Brexit-Referendum in ihrem Sinne beeinflussen sollte.
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