Regensburg (ots) - Am deutlichsten illustriert eine Umfrage des Instituts "Survation" die Trendwende der vergangenen Tage bei den britischen Wählern: Am Donnerstag lag das Brexit-Lager mit 45 Prozent gegenüber 42 Prozent in Führung, wie Survation ermittelt hatte. Am Sonntag war es genau umgekehrt und das "Remain"-Lager der EU-Befürworter führte mit drei Prozentpunkten. Die Experten sind sich darüber uneins, ob die Ermordung der Labour-Abgeordneten Jo Cox beim Stimmungsumschwung die entscheidende Rolle gespielt hat. Dafür wäre es zu früh, meint das Meinungsforschungsinstitut YouGov. Die Wende habe mehr mit den wachsenden Sorgen über die wirtschaftlichen Folgen eines Brexit zu tun. Man verweist darauf, dass jetzt 33 Prozent der Befragten denken, dass ihre persönliche finanzielle Situation schlechter werden könnte - ein Sprung von zehn Prozent gegenüber der Situation vor zwei Wochen. Doch der Faktor Cox wird in den nächsten Tagen bis zur Volksabstimmung noch eine Rolle spielen. Heute tritt das Unterhaus in einer Sondersitzung zusammen, um der ermordeten Volksvertreterin zu gedenken. Die Tribute, die man dann hören wird, für eine junge und leidenschaftliche Politikerin, die sich für Flüchtlinge und für die Europäische Union engagiert hat, dürften auch im Brexit-Wahlkampf Resonanz finden. Der mutmaßliche Täter hatte rechtsradikale Neigungen und unterstützte extreme Gruppen, die auch für den Brexit eintreten. Besonders innerhalb der Gruppe der unentschiedenen Wähler, so hoffen jetzt Europafreunde, werden sich viele nicht gemein machen wollen mit einer Haltung, die auf Ablehnung und Hass beruht. Bis zu 15 Prozent beträgt das Lager der Unentschlossenen - Meinungsforscher gehen davon aus, dass zwei Drittel von ihnen sich gegen das Risiko eines Austritts entscheiden werden.
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