NEW YORK (Dow Jones)--Beflügelt von kräftigen Kursgewinnen an den europäischen Börsen habe die Kurse an der Wall Street am Montag zugelegt. Auslöser der massiven Erholung in Europa waren gestiegene Hoffnungen, dass die Briten am Donnerstag beim Brexit-Votum für einen Verbleib ("Bremain") in der Europäischen Union stimmen werden. In neuen Umfragen liegen die Befürworter der britischen EU-Mitgliedschaft vorne, auch weil das Lager der Europa-Freunde nach der Ermordung einer pro-europäischen britischen Politikerin am vergangenen Donnerstag Zulauf erhalten hat.
Dass die Stimmung bis zum Referendum wieder drehen könnte, bremste die Kauflaune zunächst kaum, wenngleich das Plus an den US-Börsen längst nicht so stark ausfiel wie in Europa. Dafür hatten US-Aktien in den vergangenen Tagen aber auch nicht so stark unter Druck gestanden.
Zum Ende des Handels ging den Kursen aber immer mehr die Luft aus, so dass der Dow-Jones-Index lediglich 0,7 Prozent fester schloss mit 17.804 Punkten. Im frühen Tageshoch hatte er schon 17.946 Punkte erreicht. Der S&P-500 gewann 0,6 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,8 Prozent.
Umgesetzt wurden an der NYSE 0,91 (Freitag: 2,12) Milliarden Aktien. Die höheren Umsätze am Freitag waren dem großen Verfalltag geschuldet, an dem Aktien- und Future-Optionen sowie Terminkontrakte auf Indizes und Einzelwerte verfallen. Die Zahl der Kursgewinner betrug 2.383 (1.872), die der -verlierer 721 (1.201). Unverändert schlossen 83 (105) Titel.
Mit der Brexit-Angst legten nicht nur Aktien-Anleger ihre Risikoscheu ab: Am Devisenmarkt profitierte vor allem das britische Pfund von dem wieder erwachten Optimismus. Es verteuerte sich auf ein Dreiwochenhoch von knapp 1,47 Dollar, verglichen mit knapp 1,44 Dollar am Freitag und gut 1,40 Dollar am vergangenen Donnerstag. Die Experten der Rabobank trauen dem Pfund auf Monatssicht sogar 1,49 Dollar zu, sollten die Briten gegen den Brexit stimmen.
Rohstoffe in - sichere Häfen out
Mit dem Pfund erholte sich auch der Euro, für den viele Experten im Falle eines Austritts der Briten aus der EU Verluste befürchten. Die Gemeinschaftswährung verteuerte sich phasenweise auf über 1,1350 von Ständen um 1,1270 am Freitag, kam am Ende des Tages aber wieder etwas zurück auf 1,1305.
Gesucht waren ferner Rohstoffe wie Öl und Kupfer, weil mit der Hoffnung auf einen Verbleib der Briten in der EU auch die Furcht vor einem Konjunkturdämpfer abnimmt. Außerdem profitierten sie vom schwächeren Dollar, weil die Rohstoffe damit für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum billiger werden. Im Vergleich zum US-Settlement am Freitag verteuerte sich das Öl um 2,5 Prozent. Brent kostet wieder über 50 Dollar, WTI-Öl zuletzt 49,17 Dollar.
Das Nachsehen hatten dagegen klassische "sichere Häfen" wie Gold und Staatsanleihen. Gold verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 1.290 Dollar, nachdem es am Donnerstag mit 1.315,75 Dollar den bisher höchsten Stand in diesem Jahr erreicht hatte. Am US-Anleihemarkt stieg die Zehnjahresrendite um gut 5 Basispunkte auf 1,67 Prozent.
"Ich bin nicht traurig über diese Rally", sagte Randy Frederick, Handels- und Derivateexperte bei Schwab Center for Financial Research. "Das ist eine kräftige Rally, nachdem wir ziemlich überverkauft waren", erklärte er. Mike Antonelli von Robert W. Baird bremste die Euphorie dagegen etwas: "Eine Remain-Abstimmung ist noch kein Grund, Aktienbestände zu halten. Es ist nur ein Ereignis für die, die sich falsch positioniert haben." Die neue Umfrage habe zwar die Rally angefacht, zu Ende bringen können sie seiner Ansicht nach aber nur bessere Unternehmensergebnisse und neue Konjunktursignale.
Marathon Oil mit Übernahme gesucht
Unter den Einzelwerten profitierten Walt Disney auch vom erfolgreichen Kinostart des Films "Findet Dory" und gewannen 0,6 Prozent. Mit schätzungsweise 136,2 Millionen US-Dollar hatte der Film am Wochenende für einen Trickfilm eine Rekordsumme eingespielt.
Die Kurse der beiden Krankenversicherer Anthem und Cigna wurden gebremst davon, dass ihre geplante Fusion möglicherweise vor Hürden steht. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat die US-Kartellbehörde Bedenken mit Blick auf den geplanten 48 Milliarden Dollar schweren Zusammenschluss. Für Anthem ging es um 0,3 Prozent nach oben, Cigna gaben um 1,3 Prozent nach.
Marathon Oil gehörten zu den Tagesfavoriten. Die Aktie schoss um 10 Prozent nach oben, nachdem Marathon den Kauf von Payrock Energy Holdings für 888 Millionen Dollar mitgeteilt hatte. Damit verbessere Marathon sein Ölportfolio qualitativ und hinsichtlich des Umfangs deutlich, warb Marathon-CEO Lee Tillman für die Transaktion. Im Mai hatte sich Marathon noch für gut 1 Milliarde Dollar von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten getrennt. Für Antrieb sorgten aber auch die höheren Ölpreise. Southwestern Energy und Murphy Oil legten ebenfalls kräftig zu.
Yelp stiegen um 5,6 Prozent auf 28,44 Dollar. Tatkräftige Unterstützung erhielt das Papier des Restaurant-Empfehlungsportals von den Analysten der Deutschen Bank. Sie haben die Aktie auf "Buy" angehoben und außerdem das Kursziel von 26 auf 33 Dollar. Die Experten haben nach dem Wechsel auf dem CFO-Posten jetzt mehr Vertrauen in das Management.
Symantec stiegen um 2,5 Prozent, getrieben von einer Kaufempfehlung der UBS. Die Analysten begründen ihre positivere Einschätzung nach zuvor "Sell" mit dem Kauf von Blue Coat durch Symantec. Express Scripts und CVS hinkten dem breiten Markt hinterher nach Zurückstufungen durch die Analysten von Morgan Stanley. Die Experten begründen ihre negativeren Einschätzungen vor allem mit dem verschärften Wettbewerb im Pharmaziegeschäft. Express Scripts gaben um 0,6 Prozent nach, während CVS 1,7 Prozent einbüßten.
Reynolds American gingen 1,6 Prozent fester aus dem Tag. Der Oberste Geichtshof der USA hatte eine Klage der EU gegen das Unternehmen wegen angeblicher Geldwäsche zurückgewiesen.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.804,87 0,73 129,71 2,18 S&P-500 2.083,25 0,58 12,03 1,92 Nasdaq-Comp. 4.837,21 0,77 36,88 -3,40 Nasdaq-100 4.400,16 0,59 25,78 -4,20 ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 7/8% 2 Jahre 100 9/32 - 2/32 0,733% +3,2 Bp 7/8% 3 Jahre 100 - 3/32 0,870% +3,5 Bp 1 3/8% 5 Jahre 101 - 7/32 1,165% +4,4 Bp 1 5/8% 7 Jahre 101 4/32 - 10/32 1,454% +4,7 Bp 1 5/8% 10 Jahre 99 19/32 - 15/32 1,670% +5,2 Bp 2 1/2% 30 Jahre 100 18/32 - 28/32 2,472% +4,2 Bp DEVISEN zuletzt +/- % Mo. 8.20 Uhr Fr, 17.20 Uhr % YTD EUR/USD 1,1308 -0,42% 1,1356 1,1258 +4,1% EUR/JPY 117,47 -1,12% 118,80 117,34 -7,9% EUR/CHF 1,0887 -0,02% 1,0889 1,0822 +0,1% GBP/EUR 1,2988 +1,19% 1,2835 1,2679 -4,4% USD/JPY 103,88 -0,71% 104,62 104,23 -11,5% GBP/USD 1,4687 +0,74% 1,4580 1,4273 -0,4% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,17 47,98 +2,5% 1,19 +19,0% Brent/ICE 50,43 49,17 +2,6% 1,26 +19,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.290,32 1.298,95 -0,7% -8,63 +21,6% Silber (Spot) 17,51 17,49 +0,1% +0,02 +26,7% Platin (Spot) 986,16 967,50 +1,9% +18,66 +10,6% Kupfer-Future 2,09 2,05 +1,9% +0,04 -2,7% ===
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June 20, 2016 16:14 ET (20:14 GMT)
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