Die Entscheidung über die weitere Richtung (siehe "Börse-Intern" von vorgestern) im DAX ist noch nicht endgültig gefallen. Gestern und heute blieben die Tageskerzen (grüner Kreis) vollständig innerhalb der Seitwärtsrange (rot):
Daher könnte man dies auf den ersten Blick als nachhaltige Rückeroberung der Range werten. Doch die "technische Gegenreaktion" fand unter abnehmenden Umsätzen statt (roter Pfeil). Somit haben wir es derzeit lediglich mit einer klassischen Marktberuhigung nach den dramatischen Kursverlusten seit dem Brexit zu tun.
Typisches Kursverhalten
Es ist ein absolut typisches Kursverhalten, das wir derzeit im DAX sehen (siehe folgender Chart): Nach einer sehr dynamischen Abwärtsbewegung kommt es zu einer Gegenbewegung, nach der sich die Kurse seitwärts auspendeln. Beim Auspendeln kommt es zunächst noch zu weiteren heftigen Kursausschlägen nach oben und unten, dann nimmt die Volatilität aber Stück für Stück ab.
DAX: Kurse pendeln seitwärts aus
Nachdem die Handelsspanne im DAX unmittelbar nach dem Brexit am Freitag mehr als 1.000 Punkte betrug, reduzierte sie sich von rund 400 Zählern am Montag auf 286 Punkte am Dienstag und nur noch 193,11 Zählern am Mittwoch (blaue Rechtecke). Ohne die Aufwärtslücken der vergangenen beiden Handelstage waren es sogar schon nur noch rund 135 Punkte, in denen sich der DAX bewegte.
Marktverhalten wiederholt sich
Eine ähnliche Situation hatten wir schon im März dieses Jahres. Als die Europäische Zentralbank (EZB) am 10. März noch einmal ihre zuvor schon extrem expansive Geldpolitik ausweitete, reagierten die Märkte mit heftigen Kursausschlägen. Der DAX schoss in einer ersten Reaktion um rund 270 Punkte auf fast 10.000 Punkte nach oben, nur um im direkten Gegenzug wie ein Stein auf unter 9.500 Zähler zu fallen.
Schon damals lautete der Rat, sich als Investor aus dem Markt herauszuhalten, solange sich kein klarer Trend abzeichnet. Man solle auf eine "Neuorientierung der Anleger" warten, hieß es am 17. März hier in der Börse-Intern. Denn es ist eben nicht ungewöhnlich, dass sich die Kurse nach zuvor extremen Kursbewegungen (EZB-Sitzung) eine Weile seitwärts auspendeln. Tatsächlich tendierte der DAX anschließend fast einen ganzen Monat seitwärts.
Wiederholungen im Anlegerverhalten ermöglichen Chartanalyse
Es ist genau dieses immer wiederkehrende Verhalten der Anleger, das die Charttechnik überhaupt erst zu einem funktionierenden Werkzeug macht. Wenn man bestimmte Kursmuster, die häufig auftreten, identifizieren kann, lassen sich begründete Prognosen über den zukünftigen Kursverlauf abgeben. Damit kann man sich entsprechend positionieren. Dies braucht zwar viel Erfahrung, dann aber kann die Charttechnik unglaublich gewinnbringend sein.
Die nächste Impulsbewegung bringt die Entscheidung
Aufgrund der jüngsten Bewegungen kann man daher Folgendes erwarten: Je länger der DAX nun in immer engeren Bahnen seitwärts tendiert (blauer Pfeil im Chart oben), desto dynamischer wird die nächste Ausbruchsbewegung ausfallen. Vorerst bleibt aber offen, in welche Richtung diese gehen wird. Aber gewöhnlich ist eine Seitwärtskonsolidierung trendbestätigend, so dass wir von bald wieder fallenden Kursen ausgehen müssen.
Eine klare Handlungsanweisung
Zusammengefasst lautet das kurzfristige Szenario für den DAX also: "Die Kurse werden wahrscheinlich fallen, sie können aber auch steigen. In jedem Fall wird es dann impulsiv." Damit kann man scheinbar nur wenig anfangen. Doch tatsächlich steckt darin eine klare Handlungsanweisung: Die nächste dynamische Bewegung kann man hervorragend in Ausbruchsrichtung traden.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus