Saudi-Arabiens neuer Energieminister, Khalid al-Falih, sieht das Ende der globalen Rohölschwemme gekommen. In einem seiner ersten Zeitungsinterviews seit seiner Ernennung sagte er, dass das Überangebot verschwunden sei. Zudem deutete der Minister an, dass sein Land zukünftig seine Marktmacht wieder aktiver einsetzen werde.
Gedämpfte Erwartungen an die Ölpreise
Allerdings dämpfte al-Fahil gegenüber dem "Houston Chronicle" die Erwartungen an eine weitergehende Erholung der Ölpreise. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2016 oder im Laufe des Jahres 2017 sei mit einem deutlichen Anstieg des Ölpreises zu rechnen, da die Rohöllagerbestände sich nach Jahren des Überangebots immer noch auf hohem Niveau befänden, so der Minister.
Aufwärtstrend wurde durch Seitwärtstendenz abgelöst
Derweil folgte der Ölpreis der Sorte Brent unserer Erwartung. Zur Erinnerung: In der Ausgabe vom 18. Mai hieß es, der sich leicht einkeilende Aufwärtstrend könne sich noch bis in den Juni hinein fortsetzen. Denn im Juni bestand die Möglichkeit, dass sich die wichtigen Ölförderländer auf eine Deckelung der Fördermengen verständigen. Leider kam es jedoch zu keiner Einigung. Und so setzte sich die Aufwärtsbewegung zwar tatsächlich bis zum Hoch am 9. Juni bei 52,86 USD fort, anschließend schwenkte der Kurs jedoch in die aktuelle Seitwärtsbewegung ein.
Charttechnisch ist eine Pause fällig
Und diese Seitwärtstendenz könnte noch eine Weile anhalten. Denn charttechnisch ist nach dem Kursanstieg des Ölpreises um über 80 Prozent binnen fünf Monaten mit einer Korrektur bzw. Konsolidierung zu rechnen. In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass der steile Aufwärtstrend inzwischen gebrochen wurde. Das ist zunächst ein erstes leicht bearishes Signal. Doch die Kurse haben seit dem Bruch der unteren Aufwärtstrendkanallinie (grün) keine Abwärtsdynamik entwickelt, was für eine gewisse Stärke spricht und wiederum bullish zu werten ist. Daher könnte die Korrektur in Form einer Seitwärtskonsolidierung stattfinden. Alternativ könnte sich der Aufwärtstrend lediglich etwas abflachen.
Gebremstes Angebot bis 60 USD
Und fundamental ist zu erwarten, dass die OPEC-Länder mit dem aktuellen Ölpreisniveau durchaus leben können. Einerseits wird natürlich ein möglichst hoher Ölpreis angestrebt, um möglichst hohe Staatseinnahmen zu generieren. Doch andererseits ist ein Preis von über 60 USD derzeit nicht erwünscht. Denn sonst würde das Fracking der US-Ölindustrie in der Breite wieder profitabel. In diesem Fall könnte die unerwünschte Rohölschwemme wieder von neuem beginnen.
Mehrwöchige Seitwärtsbewegung voraus?
Es spricht also derzeit vieles dafür, dass der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau bleibt oder nur noch leicht weitersteigt. Aktuell zeichnet sich eine Seitwärtsrange von ca. 46 bis 53 USD ab. Neu bewerten muss man die Situation erst, wenn die Kurse deutlich aus dieser Range heraustendieren und dabei neue Dynamik aufkommt.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus