Regensburg (ots) - Alles ist relativ. Rund 60 Jahre lang wird in Deutschland bis zum völligen Ausstieg aus der Kernkraft in sechs Jahren aus der Spaltung von Uran-Atomkernen Energie gewonnen. Eine relativ lange Zeit, beinahe ein Menschenalter. Aber auch eine relativ kleine Zeitspanne, schaut man auf die lange währende Zeit von einer Million Jahre, in der die radioaktive, gefährliche Hinterlassenschaft sicher gelagert werden muss. Zum Vergleich: vor etwa einer Million Jahre machten die Vorfahren der jetzigen modernen Menschen die ersten aufrechten Schritte, begannen den langen Entwicklungsweg aus dem Tierreich. Gestern nun hat die sogenannte Endlagerkommission ihren 600-seitigen Abschlussbericht vorgelegt. Doch ein Ende der seit Jahrzehnten erbittert geführten Endlagerdebatte ist damit noch lange nicht vollzogen. Die Experten aus Wissenschaft, Politik und Verbänden haben sich in zwei Jahren mühevoller Arbeit lediglich darauf verständigt, wo und wie in Deutschland nun nach einem sicheren Ort für die strahlende Hinterlassenschaft geforscht werden soll. Und selbst der jetzige Minimalkonsens ist höchst umstritten. Weil kein Land den radioaktiven Schrott haben will, regiert das Prinzip des Heiligen Florian: Bringt das Zeug im Nachbarland unter, nur nicht bei uns! Freilich würde eine generelle Verweigerungshaltung von Schleswig-Holstein bis Bayern das Problem nicht lösen. Auch ein Export deutschen Atommülls, etwa ins ferne Sibirien oder in sonstige wenig besiedelte Regionen der Erde, wäre kein verantwortbarer Ausweg. Den in Deutschland angefallenen Müll müssen wir auch in Deutschland sicher lagern. Das sind die heute lebenden Generationen den nachfolgenden schuldig. Fachlich und zugleich hochpolitisch spitzte sich die Endlagerdebatte auf die Frage zu: Salz, Ton oder Granit? In welchem Wirtsgestein ist die radioaktive Last am sichersten und für lange, lange Zeit verwahrt? Und bei Granit gehen im Freistaat verständlicherweise die Alarmglocken. Denn es gibt sowohl im Bayerischen als auch im Oberpfälzer Wald sowie im Fichtelgebirge entsprechende Gesteinsformationen, die sich nach Expertenmeinung für ein Endlager eignen würden. Auch im Freistaat Sachsen gibt es Granitfelder. Man ist wohl davon ausgegangen, dass dieses harte Gestein über Hunderttausende von Jahren stabil bleiben würde. Dass sich jedoch gerade in zerklüftetem Granit Risse bilden können, in die Wasser eindringen kann, wurde leider nur unzureichend in Rechnung gestellt. Der Widerstand von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf war leider nicht erfolgreich. Über Ostbayern hängt das Damoklesschwert, zum Atomklo Deutschlands gemacht zu werden. Salz und Ton, eher geschmeidigere, veränderbare Formationen, dagegen scheinen eher als geologische Barrieren geeignet. Doch natürlich regte sich auch gegen diese Wirtsgesteine politischer Widerstand. Etwa gegen das bereits mit Milliardenaufwand erkundete Lager im niedersächsischen Gorleben. Dabei scheint es fast so, als schlage sich das Atomausstiegsland Deutschland alleine mit dem Problem Endlagerung herum. Aber das stimmt nicht. Deutschland wird, nur gefolgt von der Schweiz, aus der Kernkraft aussteigen. Die anderen Länder jedoch schieben dieses Jahrtausendproblem einfach noch vor sich her.
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