Bielefeld (ots) - Die gelegentlichen Kameraschwenks in das Gesicht des Joachim Löw offenbarten: Hier glaubte einer nicht mit voller Überzeugung daran, an diesem Abend in diesem Spiel gewinnen zu können. Der Bundestrainer wirkte bedrückt, mindestens. Gequält gar am Ende, denn es hatte sich im EM-Halbfinale und auch im Laufe des Turniers so einiges angesammelt. Auch in die untröstlichen, tränenfeuchten Augen des erledigten Abwehrchefs Jerome Boateng zu blicken, tat beim 0:2 gegen Frankreich weh. Aber so ist es nun einmal: Zum Fußball gehören Niederlagen, unverwundbar war auch der Weltmeister nie. Ein herausragende Europameisterschaft hat er nicht abgeliefert. Es ist in Ordnung, mehr nicht. In einigen Situationen schoss sich die Mannschaft selbst ins Knie und man muss Nicola Rizzoli auch nicht niedermachen für den Handelfmeter, den er, der Italiener, gegen die Deutschen pfiff. Diese Entscheidung geht zu Lasten des Kapitäns. Aber Bastian Schweinsteiger ist nicht der einzige Spieler, der Aktien am Ausscheiden besitzt. Der WM-Held Mario Götze erwies sich als EM-Enttäuschung. Thomas Müller, vor zwei Jahren beim Titelgewinn in Brasilien Torschützenkönig, hatte als Flop von Frankreich nur noch entspannte Sprüche, allerdings keinen Treffer auf Lager. Ihre Namen mögen dafür stehen, warum Deutschland dieses Mal keine Wucht war, jedenfalls nicht vor dem Gegnerkasten. Weil es letztlich in der gefürchteten Rubrik Verletzungen und Sperren noch wesentliche Einträge gab, darf die geschwächte DFB-Mannschaft immerhin davon ausgehen, dass es daheim weder Donnergrollen noch Zornesblitze gibt. Nicht so nachvollziehbar ist, wenn die Ausfallliste als Alibi herhält, um das Abschneiden aufzuhübschen. Unfassbare Ungerechtigkeit brach sicher nicht über Fußball-Deutschland herein. Löw und seine Leute deuten die Europameisterschaft eher anders. Manchmal siegen nicht die Besseren, es fahren die Falschen nach Paris. Stimmt das? Der Kompromiss-Vorschlag wäre wohl: Die Versuche des deutschen Teams, das Beste zu erreichen, endeten vor dem Leistungslimit. Es war bloß ein La-la-Turnier, ohne die Teilnahme am Halbfinale abwerten zu wollen. Nur eine deutsche Ära, die zuletzt schon 1990 beginnen sollte, wird auch jetzt nicht eingeläutet. Das WM-EM-Double, nichts weiter als eine schöne Idee. Jogi Löw ist nun mal kein Trophäen-Monster, der Weltmeister etwas stehengeblieben. Er bleibt die Referenzgröße für den kleinen Erfolg, wenn der große Erfolg nicht möglich ist. Die Sammlung an Endspielteilnahmen, dritten Plätzen und Halbfinals - einzigartig. Beständige Wertarbeit, sozusagen. Gerade auch unter Löw. Sein Höhepunkt war Maracana, seine jüngste Endstation Marseille, sein nächstes Ziel heißt Moskau. Wenngleich er auf die WM 2018 in Russland im Moment überhaupt keinen Bundestrainer-Bock hat.
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