Cottbus (ots) - Vor zwei, drei Monaten sah es noch nach einem Showdown am Erie-See aus. Es sah so aus, als steuerten Amerikas Konservative auf einen Wahlparteitag zu, auf dem alles möglich schien, selbst eine Art Putsch der Parteigranden gegen einen lärmenden Seiteneinsteiger, der in der Bilanz der Vorwahlen die Nase klar vorn hatte. Nun haben sich solche Szenarien praktisch in Nichts aufgelöst. Wenn nicht alles täuscht, vereinen sich die Republikaner diese Woche in Cleveland hinter einem Kandidaten, den sie vor gut einem Jahr, als er an den Start ging, genau wie der Rest der Welt noch müde belächelt haben. Falls nicht noch Überraschendes geschieht, wird es wohl eine dieser Krönungsmessen, wie sie die Republikaner fast immer zelebriert haben, seit sich Gerald Ford und Ronald Reagan bei der Convention des Jahres 1976 ausnahmsweise einen Kampf auf Biegen und Brechen lieferten. Was sich die Niemals-Trump-Bewegung an Rebellionsszenarien ausmalte, es ist wohl alles nur noch Schall und Rauch. Der 70 Jahre alte Populist hat die Partei Abraham Lincolns, Teddy Roosevelts und Ronald Reagans gekapert, das ist die Realität. Jeder konventioneller Kandidat wäre wohl beizeiten ausgeschieden, hätte er sich der Trumpschen Mischung aus Demagogie, Prahlerei und leeren Worthülsen bedient. An Trump ist die Kritik abgeperlt wie an einem gut imprägnierten Regencape. Ausgerechnet er, ein Milliardär, hat es verstanden, den Frust der kleinen Leute einzufangen, zum Champion jener Verunsicherten zu werden, die sich von der politischen Elite weder vertreten noch verstanden fühlen. Er hat der Wut eine Stimme gegeben, rohe Emotionen mobilisiert, nostalgische Sehnsüchte beschworen. Nun ist er dabei, die Republikanische Partei auf seinen Kurs einzuschwören. In Cleveland wird sich eine Partei präsentieren, die man kaum wiedererkennt. Spätestens seit Reagan steht sie für niedrige Steuern und einen schlanken Staat, für Sparhaushalte und schrankenlosen Handel mit dem Rest der Welt. Trumps Gebräu aus Populismus, Protektionismus und Nationalismus, oft vorgetragen im Duktus einer Reality-Show, ist etwas Neues. Ob es nur eine kurze Episode in der Geschichte der "Grand Old Party" oder aber einen Richtungswechsel bedeutet, bleibt abzuwarten.
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