Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Die Aktienkurse haben an der Wall Street zum Wochenausklang zugelegt. Erneut machte die US-Berichtssaison die Kurse. Teilnehmer verwiesen aber auf erneut sehr dünne Umsätze, was sich wie ein roter Faden durch die ganze Woche gezogen habe. Zwar reichte es bei Dow-Jones und S&P-500 nicht zu neuen Rekordständen, doch der Nasdaq-Composite markierte ein neues Jahreshoch. Übergeordnet sind die Blicke der Investoren aber schon auf die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche gerichtet.
Mit einer Zinserhöhung schon am Mittwoch rechnet zwar kaum jemand, doch nachdem die jüngsten US-Konjunkturdaten überwiegend von einer soliden Entwicklung der Wirtschaft gezeugt haben, dürfte die Fed ihren nächsten Zinsschritt nach Meinung von Beobachtern nicht mehr lange aufschieben. Der Markt interessiert sich daher vor allem dafür, ob die Notenbanker Andeutungen bezüglich des Zeitpunkts machen.
"Die Aussagen der Fed werden sehr wichtig für den Markt, vor allem dann, wenn auf eine möglicherweise baldige Zinserhöhung hingewiesen wird", so Stratege Quincy Krosby von Prudential Financial. Das unmittelbar bevorstehende Brexit-Votum Großbritanniens hatte bei der letzten Fed-Sitzung für eine abwartende Haltung gesorgt.
Der Dow-Jones-Index gewann 0,3 Prozent auf 18.571 Punkte. Der S&P-500 legte um 0,5 Prozent auf 2.175 Punkte zu. Für den Nasdaq-Composite ging es um 0,5 Prozent auf 5.100 Punkte nach oben. Die Indizes legten damit bereits die vierte Woche in Folge zu. Es wurden dabei 750 (Donnerstag: 822) Millionen Aktien umgesetzt. Den insgesamt 2.003 (1.287) Kursgewinnern standen 1.017 (1.750) -verlierer gegenüber, unverändert gingen 116 (102) Titel aus dem Handel.
Der überraschend gut ausgefallene Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA vermag der Wall Street dagegen keinen Schub zu geben. Er stieg im Juli auf 52,9 Punkte. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 51,9 Punkte von 51,3 im Vormonat erwartet.
AMD beeindruckt mit Rückkehr in die Gewinnzone
Im Fokus stand weiter die US-Berichtssaison. Beeindruckt zeigten sich die Anleger vom Quartalsausweis des Chipherstellers Advanced Micro Devices (AMD) nach Handelsende am Donnerstag. AMD hat im zweiten Quartal wieder einen Gewinn geschrieben und das erste Mal seit fast zwei Jahren den Umsatz erhöht. Auch der Ausblick auf das laufende Quartal überzeugt. Die Aktie schoss um 11,9 Prozent nach oben.
Der Telekomkonzern AT&T hat Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal kräftig erhöht. Die Aktie legte um 1,4 Prozent zu. Mit den Zahlen von General Electric waren die Investoren dagegen nicht zufrieden, der Kurs fiel um 1,6 Prozent. Der Mischkonzern hat den Umsatz im Quartal zwar um 15 Prozent gesteigert, doch verringerte sich der Auftragseingang um 2 Prozent.
Honeywell büßten 2,6 Prozent ein, nachdem das Unternehmen zwar mit dem Gewinn die Erwartungen übertroffen, mit dem Umsatz aber den Analystenkonsens verfehlt hat. Zudem hat Honeywell das untere Ende seiner Gewinnprognosespanne angehoben. Für Boeing ging es um 0,1 Prozent nach unten. Der US-Flugzeugbauer hat unter anderem wegen Problemen bei der Fertigung eines Tankflugzeugs bei seinen anstehenden Zweitquartalszahlen eine hohe Abschreibung angekündigt. Nach Steuern will der Konzern 2,1 Milliarden US-Dollar abschreiben.
Starbucks gewannen 0,5 Prozent, obwohl die Kaffeehauskette den Umsatzausblick gesenkt, die Gewinnprognose aber erhöht hat. Ferner hat das Unternehmen in seinem dritten Geschäftsquartal abermals die Umsatzerwartungen verfehlt. In den Augen von Wells Fargo ist das schwache dritte Finanzquartal von Starbucks "eine Anomalie". Dies deute auf einen vorübergehenden Gegenwind jedoch nicht auf eine fundamentale Schwäche hin.
Die geplante Kooperation von Visa und Paypal kam bei den Paypal-Aktionären nicht gut an. Die Aktie verlor 6,7 Prozent, obwohl Paypal im zweiten Quartal überraschend gut abgeschnitten und sich für das Geschäftsjahr ehrgeizigere Ziele gesetzt hat. Händler sprechen auch von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie gut gelaufen sei. Visa-Aktien gewannen dagegen 1,4 Prozent. Die Kreditkartengesellschaft hat im dritten Geschäftsquartal einen Gewinneinbruch um 76 Prozent verbucht. Ursächlich waren Kosten für den Rückkauf der früheren Tochter Visa Europe.
Außerhalb der Berichtssaison scheint der US-Telekomkonzern Verizon offenbar beim geplanten Kauf von Yahoo auf der Zielgeraden zu sein. Es habe Fortschritte gegeben und der Deal zur Übernahme des Internetgeschäfts von Yahoo könnte in den nächsten Tagen erzielt werden, sagte eine informierte Person. Ob es letztlich dazu kommen werde, sei aber noch ungewiss. Verizon Communications galt zuletzt bereits als Spitzenkandidat im Rennen um das Kerngeschäft von Yahoo. Für die Verizon-Aktie ging es um 1,3 Prozent nach oben, Yahoo gewannen 1,4 Prozent.
Anleger trennen sich von Anleihen und Gold
Die US-Anleihen zeigten sich kaum verändert. Die Rendite zehnjähriger Papiere lag mit 1,56 Prozent auf dem Niveau des Vortages. Händler sprachen von einem ruhigen Handel zum Wochenausklang ohne wirkliche Impulse.
Gewinnmitnahmen belasteten dagegen den Goldpreis vor dem Wochenende. Die Blicke seien zudem schon auf die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche gerichtet. Die Aussicht auf steigende Zinsen würde das keine Rendite abwerfende Edelmetall für Investoren unattraktiver machen. Die Feinunze fiel zum US-Settlement um 0,6 Prozent auf 1.323 Dollar.
Die Ölpreise gaben weiter nach. Die zuletzt erneut gestiegenen US-Lagerbestände an Benzin dürften das Problem der Überversorgung noch verlängern und stünden damit einer Erholung der Ölpreise im Weg. Weltweit steige die Benzinherstellung, liege damit aber deutlich über der bestehenden Nachfrage, so ein Händler. Für ein Barrel der US-Sorte WTI ging es zum US-Settlement um 1,3 Prozent auf 44,19 Dollar nach unten, für Brent stand ein Minus von 1,1 Prozent auf 45,69 Dollar zu Buche.
Am Devisenmarkt legte der Dollar deutlich zu und drückte den Euro deutlich unter die Marke von 1,10 Dollar. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,0974 Dollar. "Die Amerikaner werden angesichts des zuletzt klar verbesserten Datentrends wieder deutlicher in Richtung Zinserhöhungen argumentieren. Obwohl sie am Mittwoch ihre Leitzinsen noch unverändert belassen dürften, sollte die Fed im weiteren Verlauf des Jahres in Sachen Anhebungen nicht unterschätzt werden", so Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck & Co, mit Blick auf die Fed-Sitzung.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.570,85 0,29 53,62 6,58 S&P-500 2.175,03 0,46 9,86 6,41 Nasdaq-Comp. 5.100,16 0,52 26,26 1,85 Nasdaq-100 4.666,07 0,41 19,06 1,58 ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-jähr. 99 27/32 -1/32 0,706% +1,6 Bp 3/4% 3-jähr. 99 24/32 -2/32 0,832% +1,6 Bp 1 1/8% 5-jähr. 100 1/32 -3/32 1,118% +1,6 Bp 1 3/8% 7-jähr. 99 28/32 -4/32 1,394% +1,7 Bp 1 5/8% 10-jähr. 100 17/32 -2/32 1,568% +0,5 Bp 2 1/2% 30-jähr. 104 20/32 +10/32 2,286% -1,3 Bp DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7.42 h Do, 17.25 h % YTD EUR/USD 1,0974 -0,47% 1,1026 1,1007 +1,1% EUR/JPY 116,4963 -0,10% 116,6126 116,89 -19,7% EUR/CHF 1,0836 -0,23% 1,0861 1,0871 -0,4% EUR/GBP 0,8376 +0,39% 0,8336 1,2009 +13,7% USD/JPY 106,16 +0,38% 105,76 106,18 -9,6% GBP/USD 1,3101 -0,95% 1,3228 1,3219 -11,2% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 44,25 44,75 -1,1% -0,50 +4,4% Brent/ICE 45,66 46,2 -1,2% -0,54 +6,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.323,37 1.339,00 -1,2% -15,63 +24,8% Silber (Spot) 19,65 19,81 -0,8% -0,16 +42,2% Platin (Spot) 1.081,85 1.103,00 -1,9% -21,15 +21,4% Kupfer-Future 2,23 2,26 -1,1% -0,03 +3,8% ===
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July 22, 2016 16:19 ET (20:19 GMT)
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