Bielefeld (ots) - Terrorattacken mit Dutzenden von Toten in Frankreich, ein wüster Axt-Angriff bei Würzburg - das alles hat uns beinahe vergessen lassen, dass es noch den "ganz normalen Wahnsinn" gibt. Obwohl es erst im vergangenen Mai auf dem S-Bahnhof Grafing bei München eine Messerattacke eines offensichtlich Geistesgestörten mit einem Toten und mehreren Verletzten gegeben hatte, denken wir bei um sich schießenden oder stechenden Gewalttätern gleich an IS-Terror. Das geht sogar so weit, dass - wenn man will - sich sogar Zeugen auftreiben lassen, die "Allahu akbar" (Gott ist groß) bei der Bluttat im Münchener Einkaufszentrum gehört haben wollen, obwohl der Täter nichts mit Islamismus, dafür umso mehr mit Amokläufern wie den norwegischen Massenmörder Breivik am Hut hatte. Obwohl der Islamische Staat mit der Münchener Mordtat nicht in Verbindung steht, profitiert er doch davon. Der Vorfall hat gezeigt, wie weit die Dschihadisten schon mit ihrem Vorhaben vorangekommen sind, Angst zu verbreiten, der Hauptzweck von Terror. In den seligen Vor-Terror-Zeiten wäre wohl die Polizei nicht auf die Idee gekommen, wegen einer Schießerei in einem Stadtbezirk alle öffentlichen Verkehrsmittel lahm zu legen, den Hauptbahnhof zu räumen, die GSG9 anzufordern, die Bundeswehr in Alarmbereitschaft zu versetzen und die Bewohner aufzufordern, in den Häusern zu bleiben - undenkbar. Um nicht missverstanden zu werden: Die Polizei musste das ganz große "Besteck" auffahren. Denn gerade weil man terroristische Hintergründe und die Strategie der Anschläge an mehreren Orten nicht ausschließen konnte, war höchste Vorsicht geboten. Das ändert nichts daran, dass die Angst und der enorme Aufwand, der heute bei solchen Anlässen entsteht, den Terroristen in die Hände spielen. Traurig, aber wahr: Man kann Terror heute sogar mit Durchgeknallten verbreiten, die man gar nicht "unter Vertrag" hat. Überflüssig bis schwer erträglich sind in solchen Fällen die von Politikern vorschnell ins Gespräch gebrachten Rezepte. Diesmal hat sich SPD-Chef Sigmar Gabriel blamiert. Ein schärferes Waffenrecht hilft nichts gegen den Handel mit illegalen Waffen mit unkenntlich gemachten Seriennummern wie sie in München benutzt wurde. Wer sich unter Rededruck setzt, überhört Erkenntnisse von Fachleuten wie des Münchener Polizeipräsidenten Hubertus Andrä: "Solche Taten kann man nicht mit polizeilichen Maßnahmen verhindern".
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