Düsseldorf (ots) - Der stille Besuch von Papst Franziskus an dem Ort des Bösen ist in seiner Wirkung dröhnend laut. Der Schmerz erwacht durch die Bilder. Und dass in Auschwitz die Sprache wie an kaum einem anderen Ort versagt, hatte schon der sonst so wortmächtige deutsche Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 vor seinem Besuch auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers gesagt. Deshalb ist der Verzicht auf eine Ansprache auch kein Verstecken, sondern ein Zeichen des Respekts und des ehrlichen Gedenkens. Die Botschaft ist: Das Vergangene ist nie vergangen und die katholische Kirche, zu der Mitwisser und Mittäter im Nazi-Reich gehörten, ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie verneigt sich in Demut vor dem Judentum. Das Schweigen von Auschwitz ist das Schreien zu Gott. Die Theodizee-Frage. Wie konnte Gott so etwas zulassen? Viele haben sich nach dem Holocaust, dem Zivilisationsbruch, von Gott abgewendet. Eine Papst-Rede stellt dies nicht wieder her. Der Schrei zu Gott muss deshalb ein ewiger Aufschrei an uns selbst sein: Mensch, bleib Mensch!
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