Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins in dieser Woche wie erwartet in der Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent belassen. Und dies, obwohl sich nach ihrer Einschätzung die kurzfristigen Risiken für die US-Wirtschaft verringert haben. Laut dem schriftlichen Fed-Statement zum Zinsentscheid habe sich der Arbeitsmarkt weiter erholt und die Wirtschaftsaktivität sei mit moderatem Tempo gewachsen.
Zinsanhebung im September wahrscheinlicher
Eigentlich stand damit einer weiteren Zinsanhebung nichts im Wege – außer vielleicht die Tatsache, dass es nach der aktuellen Sitzung keine Pressekonferenz gegeben hat. Denn daher bestand keine Möglichkeit, die Märkte verbal zu beruhigen. Allerdings ist eine solche Pressekonferenz nach der kommenden Zinssitzung im September angesetzt – und damit könnte eine Zinsanhebung (die aus meiner Sicht längst überfällig ist) im September wahrscheinlich(er) sein.
Hinweise darauf fanden sich im Statement jedoch nicht. Dort war lediglich zu lesen, dass die aktuelle Entscheidung zur Beibehaltung des Leitzinses mit neun zu eins Stimmen fiel. Die Chefin der Kansas-Fed, Esther George, sprach sich wie bereits zuvor für eine sofortige Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte aus. Ansonsten hielt sich die Fed die Türen wie gewohnt offen.
Japans Zentralbank gibt mehr Geld aus
Dagegen zeigte sich Japans Zentralbank am Freitag entschlossener und lockert die geldpolitischen Zügel noch weiter. So werden die Käufe von börsengehandelten Fonds (ETFs) von bislang 3,3 auf jährlich sechs Billionen Yen (58 Milliarden Dollar) nahezu verdoppelt. Exakt verdoppelt wird zudem ein Dollar-Leihe-Programm, von 12 auf 24 Milliarden Dollar. Das Ankaufprogramm für Staatsanleihen bleibt derweil weiterhin unverändert bei jährlich 80 Billionen Yen (770 Milliarden Dollar) und jenes für die als J-Reits bekannten Immobilienfonds bei jährlich 90 Milliarden Yen. Auch den als Leitzins geltenden Einlagensatz beließ die Bank of Japan (BoJ) unverändert bei minus 0,1 Prozent.
Grund: Reduzierte Wachstums- und Inflationserwartungen
Grund für die neuen Maßnahmen dürften gesenkte Wachstums- und Inflationserwartungen sein. Für das kommende Steuerjahr geht die BoJ zwar weiterhin von 1,7 Prozent Inflation aus, im noch bis zum 31. März 2017 laufenden Fiskaljahr sieht sie allerdings inzwischen nur noch eine Inflation von 0,1 Prozent, nach zuvor 0,5 Prozent. Auch die Wachstumsprognose wurde für das laufende Fiskaljahr gesenkt, von 1,2 auf 1,0 Prozent. Für das kommende geht die Zentralbank nun allerdings von einem deutlicheren Zuwachs aus. Hier wurde die Prognose von 0,1 auf stolze 1,3 Prozent angehoben.
Geldpolitische Maßnahmen flankieren neues Konjunkturprogramm
Zuvor hatte Japans Regierung bereits verkündet, in der kommenden Woche ein neues Konjunkturprogramm beschließen zu wollen. Es wird nach Angaben von Ministerpräsident Shinzo Abe ein Gesamtvolumen von über 28 Billionen Yen (270 Mrd. Dollar) haben und damit deutlich größer ausfallen als zuvor von den Märkten erwartet (siehe Geldanlage-Brief vom vergangenen Mittwoch).
Bank of Japan prüft Maßnahmen im September
Ob dies alles ausreicht, um der heimischen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen, soll im September geprüft werden. Wenn die Notenbanker der BoJ dann das nächste Mal zusammenkommen, steht die Effektivität der einzelnen Maßnahmen auf dem Prüfstand. Mit dieser überraschenden Ankündigung von BoJ-Chef Haruhiko Kuroda hielt sich auch die japanische Notenbank alle Türen offen.
Notenbanken enttäuschen die Märkte
Sowohl von der Fed als auch von der BoJ zeigten sich die Märkte in dieser Woche enttäuscht. So hatte die Fed zwar wie von den Märkten erwartet ihre Geldpolitik unverändert belassen, jedoch keinen klaren Hinweis darauf gegeben, zu welchem Zeitpunkt sie den Leitzins denn nun weiter anheben wird. Hier hatte man sich mehr erhofft. Und Japans Zentralbank lockert zwar erneut die geldpolitischen Zügel, weil dies aber nur börsengehandelte Fonds (ETFs) betrifft, ging den Finanzmärkten die Maßnahme nicht weit genug.
Keine nachhaltigen Kursreaktionen
Weil aber letztlich die mehrheitlichen Erwartungen des Marktes getroffen wurden, gingen auch diese Notenbanksitzungen, wie schon in der Vorwoche die der Europäischen Zentralbank (EZB), an den Börsen fast spurlos vorüber. Kurzfristig gab es zwar entsprechende Kursreaktionen, diese blieben aber sehr überschaubar.
Entsprechende Reaktion im USD/JPY-Wechselkurs
So zeigte insbesondere der USD/JPY-Wechselkurs nach der Notenbanksitzung der BoJ deutliche Schwäche. Er fiel von über 105 auf zeitweise unter 103 Yen ab.
Der Grund dafür ist so simpel wie einleuchtend: Weil die US-Notenbank die Zinsen nicht anhob und auch keine Hinweise auf einen zukünftigen Zinsschritt lieferte, zeigten der US-Dollar und damit auch der USD/JPY-Wechselkurs zunächst keine nennenswerte Reaktion.
Umfangreiche Maßnahmen der BoJ hätten den Yen geschwächt. Weil die BoJ die Markterwartungen jedoch enttäuschte und keine umfangreichen Maßnahmen beschloss, neigte der Yen zur Stärke. Entsprechend sank der USD/JPY-Wechselkurs.
Nun könnte der Kurs die bisherigen Trendtiefs bei rund 100 Yen erneut ansteuern. Dort könnte man mit Long-Positionen auf eine Bodenbildung setzen, wenn sich hier Anzeichen einer Stabilisierung ergeben. Rutscht der Kurs hingegen weiter ab, muss man von einer Fortsetzung der Korrektur ausgehen.
(Quelle: Geldanlage-Brief vom 31.07.2016)
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Sven Weisenhaus