Bielefeld (ots) - Aus politischem Kalkül heraus haben die Republikaner über Jahrzehnte ein intellektuellen-feindliches Klima kultiviert. Damit sicherten sie sich die Stimmen der weißen Unterschicht und christlichen Fundamentalisten, die sich von den Ressentiments gegen »Washington« und »Harvard« angesprochen fühlten. Doch weder Richard Nixon, der sich zum Sprachrohr der »schweigenden Mehrheit« stilisierte, noch Ronald Reagan, der gerne über eine »kleine Elite in einer fernen Hauptstadt« herzog, die alles besser wüsste, und selbst George W. Bush, der den Polit-Cowboy raushängen ließ, waren dumm. Republikanische Präsidenten gaben sich oft volkstümlich, regierten aber sehr viel gewiefter, als ihnen zuweilen unterstellt wurde. Jetzt hat die »Partei der Dummen« wie die Demokraten ihre Konkurrenz wenig schmeichelhaft brandmarkten, jemanden aufs Schild gehoben, auf den die Beschreibung passt. Donald Trump ist ein Ignoramus, der in seinem erwachsenen Leben nach Aussagen des Ghostwriters seines Bestsellers »The Art of the Deal«, Tony Schwartz, nicht ein Buch gelesen haben soll. Trump wusste bis kurz vor der Abstimmung nicht, worum es beim »Brexit« ging, kann Kurden und die republikanische Elitegarde des Iran nicht auseinanderhalten und denkt die US-Verfassung habe zwölf Artikel. Darüber hinaus fehlt Trump jeder moralische Kompass. Er verrät seine Freunde in der NATO, lädt Russland zur Spionage gegen seine politische Konkurrenz ein und schmäht die Eltern eines gefallenen Kriegshelden. Ganz zu schweigen von Ausfällen gegen Fremde und Frauen. Dummheit und Gewissenlosigkeit ergeben eine gefährliche Mixtur, die etwas anderes ist, als die jahrzehntelange Maskerade der Republikaner. Für die Konservativen schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Wollen sie sich zum Steigbügelhalter für einen dünnhäutigen Narzissten mit autokratischen Tendenzen machen, der die US-Demokratie im Kern bedroht? Oder beweisen sie Größe, indem sie dem National-Chauvinisten die Gefolgschaft verweigern? Die Antwort sollte spätestens nach Trumps Ausfällen der vergangenen Tage nicht schwer fallen. Wer die trauernde Mutter eines gefallenen Kriegshelden angreift, dem fehlt nicht nur das Herz, sondern die charakterliche Eignung für das wichtigste Amt der Welt. Paul Ryan, John McCain und ein andere angesehene Führer der Republikaner sollten den Mut finden, sich von diesem Demagogen loszusagen. Wie die ehemalige HP-Chefin Meg Whitman, die weiß, dass die Konservativen vier Jahre Hillary Clinton im Weißen Haus verkraften können. Ob Amerika und die Welt eine Trump-Präsidentschaft unbeschädigt überstehen, bleibt fraglich. Dieses Risiko aus zynischem Machtkalkül einzugehen, wäre mehr als dumm.
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