Hagen (ots) - Europa ist nicht der Nabel der Welt. Deshalb ist es falsch, die Olympischen Spiele ausschließlich nach westlichen Maßstäben zu beurteilen. Brasilien kämpft als Schwellenland mit Armut, Kriminalität sowie immensen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Problemen. So gesehen waren die Spiele ein Erfolg: Es ist nichts Gravierendes schiefgegangen. Wir haben viele schöne Momente miterleben dürfen. Okay, das Wasser war dreckig, bei vielen Veranstaltungen fehlte das Publikum, einige Sportler wurden überfallen, mit dem Unfall-Tod des Kanu-Trainers Stefan Henze erlitt das deutsche Team einen Schicksalsschlag, aber die großen Katastrophen und zum Glück auch der befürchtete Terror-Anschlag blieben (zumindest bis gestern Nacht) aus. Unter dem Strich ist Gastgeber Brasilien kein Vorwurf zu machen. Den olympischen Geist haben ganz andere Menschen auf dem Gewissen. Doping hat den Fair-Play-Gedanken komplett vergiftet. Der Umgang des Internationalen Olympischen Komitees mit den Sport-Betrügern ist mit dem Adjektiv peinlich noch freundlich umschrieben. Dass IOC-Präsident Thomas Bach in seiner Bilanz kein Wort der Selbstkritik findet, spricht Bände. Was er mit dem blumigen Begriff "ikonische Spiele" meint, müsste er mal etwas genauer erklären. Unter der Ignoranz derer, die Olympia für ihre Ziele instrumentalisieren, leiden alle sauberen Sportler, die in Rio fantastische Leistungen gezeigt haben - auch wenn sie dafür nicht mit einer Medaille belohnt wurden. Die olympische Idee, nämlich zum Aufbau einer friedlichen und besseren Welt beizutragen, geht derweil den Bach runter. In der Bevölkerung sinkt der Rückhalt. Der Vorschlag, Olympia ins Ruhrgebiet zu holen, ist deshalb nicht mehr als eine Schnapsidee.
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