Frankfurt (ots) - Milliardenfusion futsch, CFO rausgeschmissen, der Vorstandsvorsitzende verlängert nicht und ist eine Lame Duck: Die Situation beim Industriegasekonzern Linde ist ein Debakel. An dem Scherbenhaufen trägt einer ein gerüttelt Maß an Schuld: Wolfgang Reitzle. Der Manager, der vor zehn Jahren mit der Übernahme des Rivalen BOC die überzeugendste M&A-Transaktion eines deutschen Konzerns in diesem Jahrhundert exekutiert hat, ist nach zwei Jahren Cooling-off vor vier Monaten zurückgekommen, um den Aufsichtsrat zu führen. Und der Konzern steckt in einer hausgemachten Führungskrise.
Reitzle hat zwar seinem Nachfolger Wolfgang Büchele verübelt, dass dieser eine Gewinnwarnung herausgeschickt hatte - nach der Art von Joe Kaeser bei Siemens, als der als CFO Konzernchef Peter Löscher vorführte. Doch die beiden Wolfgangs sollen sich zuletzt zusammengerauft und an einem Strang gezogen haben. Als großer Obstrukteur und Hintertreiber der Fusion mit dem US-Rivalen Praxair steht CFO Georg Denoke da, der am Dienstag rausgeschmissen wurde. Denoke hatte sich vor Bücheles Amtsantritt selbst Chancen ausgerechnet, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Doch Reitzle und der Aufsichtsrat hielten ihn für den Posten nicht für geeignet. Schon vor Jahren war insofern das Tischtuch zerschnitten.
Doch die Suche nach einem CFO-Nachfolger fand offenbar nicht statt. Ob Denoke anonyme Briefe geschrieben hat und derjenige ist, der mit der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat den 60-Mrd.-Dollar-Deal in Amerika gekillt hat, ist wurscht, wie der Bayer sagt. Auch wenn ihn die Belegschaftsvertreter nach dem Platzen der Fusion fallen ließen wie eine heiße Kartoffel, wie kolportiert wird - schließlich wurde die Personalie im Aufsichtsrat einstimmig entschieden. Fest steht, dass mit einem Intrigantenstadl an der Konzernspitze eine Transaktion wie mit Praxair gar nicht erst hätte begonnen werden dürfen. Avanti Dilettanti: Verhandelt eine Mannschaft, in der jeder gegen jeden kämpft, wird das nichts. Auch das müsste Reitzle aus der Erfahrung bei BMW, Linde, Conti und Holcim wissen.
Der 67-Jährige muss jetzt für den Neustart des Dax-Konzerns sorgen und weitere Aufräumarbeiten in die Wege leiten. Investoren schauen in der ersten Reaktion nach vorn und erwarten, dass mit den Personalentscheidungen Ballast abgeworfen wird - die Aktie setzte sich gestern mit plus 5 Prozent an die Dax-Spitze. Das zugrunde liegende Geschäft von Linde ist von den Kabalen bisher nicht tangiert. Erzrivale Air Liquide schwingt sich derweil zum Weltmarktprimus auf. Und in München werden Wunden geleckt.
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Reitzle hat zwar seinem Nachfolger Wolfgang Büchele verübelt, dass dieser eine Gewinnwarnung herausgeschickt hatte - nach der Art von Joe Kaeser bei Siemens, als der als CFO Konzernchef Peter Löscher vorführte. Doch die beiden Wolfgangs sollen sich zuletzt zusammengerauft und an einem Strang gezogen haben. Als großer Obstrukteur und Hintertreiber der Fusion mit dem US-Rivalen Praxair steht CFO Georg Denoke da, der am Dienstag rausgeschmissen wurde. Denoke hatte sich vor Bücheles Amtsantritt selbst Chancen ausgerechnet, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Doch Reitzle und der Aufsichtsrat hielten ihn für den Posten nicht für geeignet. Schon vor Jahren war insofern das Tischtuch zerschnitten.
Doch die Suche nach einem CFO-Nachfolger fand offenbar nicht statt. Ob Denoke anonyme Briefe geschrieben hat und derjenige ist, der mit der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat den 60-Mrd.-Dollar-Deal in Amerika gekillt hat, ist wurscht, wie der Bayer sagt. Auch wenn ihn die Belegschaftsvertreter nach dem Platzen der Fusion fallen ließen wie eine heiße Kartoffel, wie kolportiert wird - schließlich wurde die Personalie im Aufsichtsrat einstimmig entschieden. Fest steht, dass mit einem Intrigantenstadl an der Konzernspitze eine Transaktion wie mit Praxair gar nicht erst hätte begonnen werden dürfen. Avanti Dilettanti: Verhandelt eine Mannschaft, in der jeder gegen jeden kämpft, wird das nichts. Auch das müsste Reitzle aus der Erfahrung bei BMW, Linde, Conti und Holcim wissen.
Der 67-Jährige muss jetzt für den Neustart des Dax-Konzerns sorgen und weitere Aufräumarbeiten in die Wege leiten. Investoren schauen in der ersten Reaktion nach vorn und erwarten, dass mit den Personalentscheidungen Ballast abgeworfen wird - die Aktie setzte sich gestern mit plus 5 Prozent an die Dax-Spitze. Das zugrunde liegende Geschäft von Linde ist von den Kabalen bisher nicht tangiert. Erzrivale Air Liquide schwingt sich derweil zum Weltmarktprimus auf. Und in München werden Wunden geleckt.
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