Bielefeld (ots) - Historiker beklagen den Niedergang des Geschichtsunterrichts: In der Schule werde nicht mehr das Verständnis für historische Zusammenhänge geweckt, sondern der Erwerb von »Kompetenzen« eingeübt. »Kompetenz« war früher das Fremdwort für »Zuständigkeit«, heute ist es ein semantischer Wechselbalg, der vorgibt, irgendwas mit »Fähigkeit« zu tun zu haben. Wo aber der auf »Kompetenzen« fixierte Lehrplan hinter pädagogischen Nebelkerzen verschwimmt, muss notwendigerweise der Unterricht ins Nichts münden. Es kann der Schüler Karl den Großen und Friedrich den Großen nicht ihren Epochen zuordnen, er kann nichts Substantielles zum Ermächtigungsgesetz sagen, er kann (wie eine Studie der Uni Münster zeigte) nicht mal eine Quelle von Sekundärliteratur unterscheiden. Er kann nur Können. Nichts Verwertbares also, nichts, das zur Persönlichkeitsbildung beitrüge. Wie so oft bleibt es an der Familie hängen, junge Menschen für die auf Mündigkeit beruhende gesellschaftliche Teilhabe fit zu machen. Unterbleibt dies, sind Verwerfungen in der politischen Landschaft unübersehbar. Man blicke sich nur um.
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