Wichtiger Hinweis in eigener Sache:
Feiertagsbedingt erhalten Sie die nächste Ausgabe der Börse-Intern am kommenden Dienstag, den 4. Oktober 2016.
Vor genau einer Woche konnten wir noch freudig berichten, dass sich die Aktienmärkte seit dem kleinen Kursdebakel vom Hexensabbat wieder in der Aufwärtsbewegung befanden. Befeuert wurde diese von den Notenbanksitzungen der Bank of Japan (BoJ) und vor allem der Federal Reserve (Fed). Doch wir stellten mahnend die Frage in den Raum, was die Märkte noch treiben kann, wo doch auf absehbare Zeit keine geldpolitische Entscheidung mehr ansteht. Heute hat der DAX passend dazu ein neues Konsolidierungstief markiert.
Dabei wurde auch der (grüne) Aufwärtstrendkanal gebrochen (roter Pfeil), nachdem er am Dienstag noch aus Sicht der Bullen erfolgreich bestätigt wurde. Zum Glück für die Bullen wurde im Tagestief dann aber lediglich die obere Linie des ehemaligen Abwärtstrendkanals (rot) angelaufen und bestätigt (grüner Pfeil). Der Kurs prallte hieran nach oben ab und stieg wieder zurück in den Aufwärtstrend. Damit hat die Abwärtstrendkanallinie nun eine deutlich höhere Relevanz als die untere Begrenzungslinie des Aufwärtstrendkanals. Abgesehen davon sind die relevanten Marken aus den vorangegangenen DAX-Analysen (siehe Börse-Intern von vorgestern) nach wie vor aktuell.
Wildes Hin und Her statt klarer Herbstkorrektur
Schon seit sechs Wochen pendelt der deutsche Leitindex zwischen der blau gestrichelten Mittellinie bei 10.815 und der dicken roten Abwärtstrendkanallinie wild auf und ab. Ähnlich sieht es an den US-Märkten aus. Hier hält die seitwärts gerichtete Phase sogar schon zwei bis drei Wochen länger an. Statt mit einer klaren Herbstkorrektur haben wir es bislang lediglich mit einer Konsolidierung zu tun. Das ist durchaus bullish zu werten, zeigt es doch in einer saisonal schwachen Phase eine gewisse Marktstärke an. Langfristig stehen die Börsenampeln damit durchaus auf grün, wenn es dabei bleibt.
US-Daten liefern den Bullen Munition
Zumal nun auch die fundamentalen Daten für weiter steigende Kurse sprechen, insbesondere für den DAX (siehe "Deutsche Wirtschaft macht dem DAX den Weg frei"). Doch auch die US-Daten dieser Woche liefern den Bullen Munition. So blicken die US-Dienstleister im September wieder etwas positiver in die Zukunft. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor stieg nach den Daten der ersten Veröffentlichung vom vergangenen Dienstag von 51,0 Punkten im Vormonat auf nun 51,9. Dies ist der höchste Wert seit neun Monaten.
Wie Sie inzwischen wissen, deuten Werte oberhalb von 50 Punkten bei diesem Frühindikator auf zukünftiges Wachstum hin.
Stimmung der Verbraucher erreicht 8-Jahres-Hoch
Die Stimmung der US-Verbraucher ist im September sogar völlig überraschend auf den höchsten Wert seit exakt acht Jahren gestiegen. Wie das Conference Board am Mittwoch berichtete, stieg der Index des Verbrauchervertrauens auf 104,1 Punkte. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten hingegen einen Rückgang auf 98,7 prognostiziert.
Bei der Umfrage des Conference Board werden regelmäßig 5000 Haushalte befragt. Man erhofft sich von dem Frühindikator einen Hinweis auf die zukünftige Entwicklung des privaten Verbrauchs. Denn die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom privaten Konsum abhängen.
Und die US-Notenbank wird im Hinblick auf die geplante Zinserhöhung auch gerne zur Kenntnis nehmen, dass die Verbraucher vor allem die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt besser einschätzten.
Erholung der Häuserpreise setzt sich fort
Aus ganz ähnlichen Gründen ist auch die Erholung der Häuserpreise in den USA ein wichtiger Pfeiler für die US-Konjunktur. Denn einerseits regen steigende Preise die Neubautätigkeit an, andererseits wird dadurch das Verbrauchervertrauen gestützt. Daher ist es erfreulich, dass die Hauspreise gemessen am Case-Shiller-Index für die 20 größten Städte der USA im Juli um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind.
Die Häuserpreise nähern sich damit weiter den Höchstständen vom Jahr 2006, die gemessen wurden, bevor die große Immobilienkrise ausbrach. Dass sich das Tempo der Preissteigerungen zuletzt leicht verlangsamt hat, wie in der Grafik zu sehen ist, hat einen logischen Grund und ist daher nicht negativ zu werten: Denn für neue Käufer wird es mit steigenden Preisen immer schwieriger, in den Markt hineinzukommen.
Daher verwundert es vielleicht auch nicht, dass die Anzahl der Verkäufe neuer Eigenheime im August um 7,6 Prozent von 659.000 im Vormonat auf nun 609.000 zurückgegangen ist.
Allerdings zeigt der Trend bei der Anzahl der verkauften Häuser seit der Immobilienkrise noch nach oben - trotz gestiegener Preise. Wichtig ist für die US-Wirtschaft daher nur, dass sich die Aufwärtstendenz bei den Preisen noch etwas fortsetzt.
Kaufgelegenheiten für den nächsten Aufschwung nutzen
Dieser Auszug aus den vielen Konjunkturdaten der laufenden Woche zeigt, dass es der US-Wirtschaft weiter gut geht und sich das Wachstum voraussichtlich fortsetzen wird. Langfristig bleiben Aktien damit attraktiv. Kurzfristig hilft diese Information aber nur bedingt weiter, denn die Märkte pendeln, wie oben bereits erwähnt, seit Wochen seitwärts und wir befinden uns nach wie vor in der saisonal schwachen Phase.
Gewöhnlich kann man auch Seitwärtsphasen für Trades nutzen, wenn sich eine klare Range abzeichnet. Doch aktuell wechseln sich Bullen und Bären in einer Weise ab, die ein sinnvolles Trading nahezu unmöglich macht. In dieser Phase sind Tradern die Hände gebunden. Geduld ist gefragt - eine Disziplin, die ein guter Trader beherrschen muss.
Mit dem Wissen, dass die Börsenampeln langfristig auf grün stehen, kann man aber die jüngsten Rücksetzer, auch wenn sie sich im Rahmen der Herbstkorrektur noch ausweiten, nutzen, um das Depot für die kommende Aufwärtsbewegung Stück für Stück zu füllen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus