Von Andreas Kißler
WASHINGTON (Dow Jones)--Die deutschen Sparkassen haben ein Umsteuern in der Finanzmarktregulierung verlangt, das den Instituten mehr Freiheiten gibt. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, forderte am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington einen "Paradigmenwechsel" ein.
"Finanzmarktstabilität erforderte in den vergangenen Jahren, durch Auflagen und Verbote die Finanzmärkte sicherer zu machen", sagte Fahrenschon. "Jetzt ist es im Interesse der Stabilität notwendig, Kreditinstituten Spielräume für ertragreiches Wirtschaften zu erhalten und teilweise auch wieder neu zu eröffnen."
Zwar seien die Belastungen der Kreditinstitute durch die aktuelle Geldpolitik in aller Regel kurzfristig noch nicht sichtbar. Langfristig werde die europäische Finanzwirtschaft aber deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Der DSGV-Präsident warnte, die wegen der Geldpolitik zurückgehenden Zinsmargen setzten vor allem Kreditinstitute mit solidem Bankgeschäft unter Druck. Es werde deshalb zu Fusionen, Ausdünnungen des Geschäftsstellennetzes und auch Personalabbau kommen.
Fahrenschon verlangte deshalb, die Finanzinstitute nicht auch noch durch weitere Auflagen und Vorgaben zu belasten. Das gelte etwa für neue Baseler Kapitalanforderungen. Fahrenschon forderte "passgenaue Regeln für Institute mit weniger komplexem Finanzgeschäft" in Europa.
Die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) habe inzwischen fatale Wirkungen für fast alle Teile der Wirtschaft und Gesellschaft. "Eine entschlossene Wirtschaftspolitik muss die Geldpolitik aus der Falle befreien", verlangte der Sparkassen-Präsident deshalb.
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October 08, 2016 11:24 ET (15:24 GMT)
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