Bielefeld (ots) - Donald Trumps Skandal-Video öffnet ein Fenster, das einen unverfälschten Blick auf seinen Charakter erlaubt. Der vulgäre Austausch zwischen Trump und »Hollywood-Access«-Produzent Billy Bush über eine verheiratete Frau, die der Milliardär in seiner Villa in Palm Beach massiv sexuell belästigte, offenbart eine zutiefst gestörte Persönlichkeit. Dieser Mann gehört nicht ins Oval Office, sondern auf die Couch eines Therapeuten. So widerlich Trumps unverhohlener Sexismus ist, der Frauen zu Objekten seiner Begierde degradiert, so wenig erklärt dies die Brisanz des Videos. Seine Ausfälle gegenüber Frauen sind ausführlich dokumentiert. Viel verheerender ist in diesem Fall die politische Dimension seiner Äußerungen, die ihn als Kandidat für das wichtigste Amt der Welt endgültig disqualifizieren. Als »Star«, so prahlte er in dem Mitschnitt, könne er mit Frauen machen, was er wolle. Damit provoziert Trump die Frage, was er wohl mit der sehr viel größeren Macht als Präsident der Supermacht USA im Weißen Haus anstellte? Trumps halbherzige Entschuldigung zur Geisterstunde verstärkte den Eindruck, der Kandidat habe den Ernst der Lage nicht verstanden. In seinem alternativen Universum glaubt der Narzisst wohl wirklich, er könne sich alles erlauben, ohne das dies Folgen für ihn hätte. Das traf vielleicht auf seine gläubigen Anhänger während der Vorwahlen der orientierungslosen Republikaner zu, aber nicht auf die Wählerschaft der USA insgesamt. Mit dem harten Kern der »Trumpers« allein kann der Rechtspopulist am 8. November nicht gewinnen. Er braucht Unabhängige und Unentschiedene, zu denen auch viele konservative Frauen in den Vororten gehören. Spät, viel zu spät dämmert den Republikanern, dass dieser Kandidat sie nicht nur das Weiße Haus kostet. Trump gefährdet auch die konservative Mehrheit im US-Kongress. Das erklärt, warum nun gleich reihenweise Abgeordnete in heller Panik aus den Notausgängen laufen. Gewiss haben einige ehrenwerte Motive. Die meisten müssen sich aber vorhalten lassen, Trumps Muslimen- und Mexikaner-Hetze, die Verhöhnung von Behinderten und eben auch Frauenhass aus zynischem Machtkalkül hingenommen zu haben. Hillary Clinton braucht eigentlich nur noch die Ruhe bewahren. Ihre E-Mail-Affäre und die Wikileaks-Enthüllungen verblassen im Vergleich zu den Eskapaden Trumps. Jenseits eines Wunders dürfte das Rennen für Trump gelaufen sein. Das »Hollywood-Acces«-Video wird als kumulativer Höhe- und Wendepunkt der bizarren Wahlschlacht zwischen dem Reality-TV-Star und Hillary Clinton in die Geschichtsbücher eingehen.
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