Bielefeld (ots) - Hat OWL ein Problem mit rechter Gewalt? Sobald auch nur eine Flüchtlingsunterkunft brennt, fällt es schwer, diese Frage mit nein zu beantworten. Inzwischen gibt es zwölf Brandstiftungen an Asylbewerberunterkünften in OWL und viele weitere Angriffe, die sich gegen Flüchtlinge richteten. Alles in weniger als zwei Jahren und die Dunkelziffer liegt wohl höher. Es sind zwar Minderheiten, die den Schritt von menschenfeindlichen Haltungen hin zu Gewalttaten gehen. Doch das macht es nicht besser, zumal die vielerorts feindselige Stimmung im Land den Weg für solche Taten ebnet. AfD und Pegida sind zwar nicht für die Taten verantwortlich. Aber sie sind es, die mit ihren menschenfeindlichen Äußerungen (Stichwort: Schießbefehl) die Grenzen des Denk- und Sagbaren verschieben. Der Schritt zur Gewalt ist dann gar nicht mehr so weit. "Ich verstehe jetzt, warum es so viel Gewalt gibt - weil Gewalt so verdammt einfach ist", schreibt Juli Zeh in ihrem aktuellen Roman "Unterleuten". Vermutlich stimmt das. Es macht keinen großen Aufwand, einen Menschen zu schlagen, einen Brand zu legen oder ein Hakenkreuz an die Wand zu schmieren. Zehs Roman handelt davon, wie das Zusammenleben in einem kleinen Dorf aus dem Ruder läuft. Das ist in deutschen Dörfern und Städten nach dem Flüchtlingszuzug nicht zu beobachten - allen Pöblern auf den Straßen und in pseudo-patriotischen Parteien zum Trotz, die es besser wissen und unser Land längst an die Wand gefahren sehen. Natürlich muss man es nicht gut finden, wenn geflüchtete Menschen aus fremden Kulturen plötzlich zu Nachbarn werden. Es gibt nichts zu bejubeln, wenn Menschen ihre Heimat verlassen und im fremden Deutschland vor dem Nichts stehen. Man darf in einem freien Land jede Einstellung haben, man darf sie auch äußern. Doch man darf sie nicht in Form von Beleidigungen, Drohungen und Gewalt äußern. Für keine der Taten, die sich vor unseren Haustüren ereignen, gibt es eine Entschuldigung. Sie müssen strafrechtlich verfolgt und von der demokratischen Gemeinschaft verurteilt werden. Das setzt eins voraus: Dass diese Gemeinschaft es nicht hinnimmt, wenn es in der Nachbarschaft Hetze und Gewalt gibt. Die Unruhestifter in diesem Land, das sind nicht die Flüchtlinge. Auch, wenn sich manche von ihnen schlecht benehmen. Die Stimmung in diesem Land kippt, weil Menschen nicht in der Lage sind, besonnen darauf zu reagieren, dass das Elend dieser Welt in unser Land kommt.
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