Düsseldorf (ots) - Vielleicht nehmen wir die Kirche ja auch zu wichtig. Jedenfalls wichtiger als unseren Glauben. Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass wir 17 Jahre nach Augsburg noch immer keine Kircheneinheit haben? Zur Erinnerung: Damals einigten sich der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche in der Frage, wie ich gerecht vor Gott werde - oder, salopper und theologisch unschärfer formuliert: wie ich in den Himmel komme. Durch meine Taten oder allein durch Gnade? Das war der Kern der Kirchenspaltung. Der ist im Wesentlichen seit 1999 überwunden; nur scheint das keiner ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen oder nehmen zu wollen. Stattdessen spricht man zum Reformationsjubiläum von "wichtigen Impulsen für die Ökumene", von der Verbundenheit in Hoffnung usw. Alles bloß Phrasen, die von endlosen Debatten mit allerlei theologischen Spitzfindigkeiten übriggeblieben sind. Die große Mehrheit der Gläubigen interessiert das schon lange nicht mehr. Es empört die Menschen nicht einmal, dass eine Abendmahlgemeinschaft nach wie vor undenkbar ist. So revolutionär das Evangelium ist, so verzagt und ermüdend sind die Worte jener Exegeten, die für die Gläubigen Gottes Botschaft in dieser Frage auslegen.
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