Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Kurz vor der Entscheidung im US-Präsidentschaftswahlkampf hat am Dienstag an der Wall Street Zurückhaltung geherrscht. Dabei setzten die Investoren aber auf einen Sieg von Hillary Clinton. Nach anfänglichen leichten Verlusten drehten die Kurse im Verlauf ins Plus und konnten dies bis zur Schlussglocke behaupten. "Die Zahl der Umfragen, die Clinton als Siegerin im Präsidentschaftswahlkampf erwarten, nahm zuletzt stetig zu, was für ein leichtes Interesse an Aktien und Verkäufe bei Anleihen gesorgt hat", hieß es von den Strategen Ian Lyngen und Aaron Kohli von BMO Capital Markets.
Bereits zu Wochenbeginn hatten die Kurse an der Wall Street kräftig zugelegt. Der S&P-500 verbuchte nicht nur den größten Anstieg seit März, sondern beendete damit auch die längste Verlustserie seit fast 36 Jahren. Die Anleger hatten erleichtert darauf reagiert, dass neue FBI-Ermittlungen in der E-Mail-Affäre von Clinton keine Hinweise auf strafrechtlich relevantes Handeln der Präsidentschaftskandidatin ergeben hatten. Clinton ist die klare Favoritin der Börse, denn sie gilt als berechenbarer als Trump. Dieser gilt wegen seiner protektionistischen Ansichten und einer kaum vorhersehbaren Politik als ein großer Unsicherheitsfaktor.
Der Dow-Jones-Index erhöhte sich um 0,4 Prozent auf 18.332 Punkte. Der S&P-500 legte um 0,4 Prozent auf 2.140 Punkte zu. Der Nasdaq-Composite gewann 0,5 Prozent auf 5.193 Punkte. Der Umsatz ging leicht zurück auf 895 (Montag: 913) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.712 (2.494) Kursgewinnern 1.278 (550) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 123 (68) Titel. Wichtige Konjunkturdaten standen auch am Dienstag nicht auf der Agenda.
"Der Markt befindet sich in einem politischen Vakuum", sagte Stratege Quincy Krosby von Prudential Financial. Es gehe schließlich nicht nur um die Präsidentschaft, sondern auch um die Zusammensetzung von Kongress und Repräsentantenhaus. "Mit der Rally am Vortag hat der Markt ganz klar einen Clinton-Sieg eingepreist", so der Teilnehmer. "Die Märkte rechnen zwar mit einem Sieg von Clinton, doch die sehr knappen Umfragen sorgen für keine Gewissheit", merkte Ökonom Simon Smith von FxPro an.
Sichere Häfen nicht gesucht
Die US-Anleihen kamen etwas unter Druck. Der leicht gestiegene Risikoappetit der Investoren in Erwartung eines Clinton-Sieges sorgte für Verkäufe, so ein Teilnehmer. Die Aussagen des Präsidenten der Federal Reserve Bank of Chicago, Charles Evans, traten in den Hintergrund. Dieser sorgt sich, dass die US-Notenbank nicht genug unternimmt, um ihr Inflationsziel zu erreichen. Die Rendite zehnjähriger Papiere verbesserte sich um 3 Basispunkte auf 1,86 Prozent.
Der Goldpreis konnte anfängliche Gewinne nicht verteidigen. Die Feinunze reduzierte sich zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 1.274 Dollar. Auch am Goldmarkt setzten die Anleger überwiegend auf einen Wahlsieg Clintons, hieß es aus dem Handel. Sollte Trump dagegen ins Weiße Haus einziehen, wäre das ein Schock, vergleichbar mit dem Brexit-Referendum in Großbritannien, bei dem zur Überraschung der Märkte die Mehrheit der Wähler für den EU-Austritt gestimmt hatte, sagte Nitesh Shah, Rohstoffanalyst bei ETF Securities. Am Tag nach dem Referendum schoss der Goldpreis um 6 Prozent in die Höhe, weil Anleger in "sichere Häfen" wie Gold, Anleihen oder die japanische Landeswährung Yen flüchteten.
Der Dollar legte leicht zu. Der Euro notierte im späten US-Handel bei 1,1017 Dollar, nach Ständen um 1,1050 Dollar am Vortag. Favoritin des Devisenmarktes sei Clinton, hieß es von der Commerzbank. Bei ihr glaubten die Investoren zu wissen, woran sie seien. Auch für die US-Notenbank bedeutete eine Präsidentin Clinton "Business as usual". Die Fed würde in diesem Fall wieder zum Haupttreiber der Dollar-Wechselkurse. Eine Erhöhung der Zinsen im Dezember könnte dann wohl nur ein "katastrophaler" Arbeitsmarktbericht für November verhindern.
Mit der steigenden Wahrscheinlichkeit, dass Clinton das Rennen um das Weiße Haus gewinnt, wertete der mexikanische Peso zum Dollar weiter auf. Die US-Währung sank auf 18,40 Pesos, nach gut 18,60 Pesos am Montag und rund 19 Pesos am Freitag.
Am Ölmarkt traten die Notierungen auf der Stelle. Das Barrel der US-Sorte WTI legte nach anfänglichen Abgaben zum US-Settlement um 0,2 Prozent auf 44,98 Dollar zu. Brent verlor dagegen 0,2 Prozent auf 46,04 Dollar. Die Opec erwartet, dass sich die Preise für Rohöl in den kommenden vier Jahren weniger stark erholen werden als erwartet. Der Preisverfall habe Angebot und Nachfrage weniger stark beeinflusst als vermutet, hieß es in dem Opec-Jahresbericht World Oil Outlook. Kaum Auswirkungen hatte eine Erhöhung der Prognose für die tägliche Fördermenge in den USA für 2016 und 2017 durch die Energy Information Administration (EIA) in ihrem Monatsbericht.
Gewinnwarnung lässt Hertz-Aktie abstürzen
Die Aktie des Autovermieters Hertz geriet mit einem Abschlag von 22,5 Prozent unter die Räder. Das Unternehmen hat nach einem schwachen Quartal die Prognose gesenkt. Zudem wurden auch die Ertragserwartungen zurückgeschraubt.
Unter Druck stand auch die Valeant-Aktie, für die es um 21,7 Prozent abwärts ging. Die Bemühungen des Pharma-Konzerns zur Neuaufstellung bringen noch nicht die erhofften Erfolge. Gab sich das Unternehmen im August nach einer Reihe von Sparmaßnahmen noch zuversichtlich, die Jahresziele zu erreichen, so musste es diese nun nach einem milliardenschweren Quartalsverlust kippen.
Der Medienkonzern News Corp leidet unter dem schwierigen Anzeigengeschäft im Print-Bereich und ist im ersten Geschäftsquartal in die Verlustzone gerutscht. Der Umsatz lag dagegen leicht über den Erwartungen. Die Aktie fiel um 4,7 Prozent.
Wie Mitbewerber Sysco am Montag hat auch US Foods starke Geschäftszahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Mit einem Gewinn je Aktie von 0,59 Dollar ist es US Foods gelungen, die Erwartung des Marktes erheblich zu übertreffen. Grundlage dafür war das für die aktuelle Marktumgebung ungewöhnlich starke Volumenwachstum. Die Aktie kletterte um 1,6 Prozent.
Starke Quartalszahlen katapultierten die Priceline-Aktie auf ein neues Allzeithoch. Für die Papiere ging es um 6,6 Prozent nach oben.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.332,43 0,40 72,83 5,21 S&P-500 2.139,53 0,38 8,01 4,68 Nasdaq-Comp. 5.193,49 0,53 27,32 3,72 Nasdaq-100 4.804,92 0,65 31,19 4,61 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:08 Mo, 17:15 % YTD EUR/USD 1,1017 -0,26% 1,1046 1,1036 +1,5% EUR/JPY 115,7612 +0,40% 115,2994 115,43 -24,9% EUR/CHF 1,0774 +0,09% 1,0764 1,0774 -0,9% EUR/GBP 0,8905 -0,03% 0,8903 1,1234 +20,9% USD/JPY 105,10 +0,68% 104,39 104,59 -10,5% GBP/USD 1,2369 -0,30% 1,2406 1,2399 -16,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 44,75 44,89 -0,3% -0,14 +2,1% Brent/ICE 45,87 46,15 -0,6% -0,28 +0,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.275,65 1.279,20 -0,3% -3,55 +20,3% Silber (Spot) 18,34 18,19 +0,8% +0,15 +32,7% Platin (Spot) 1.003,35 998,50 +0,5% +4,85 +12,6% Kupfer-Future 2,38 2,31 +2,9% +0,07 +10,3% ===
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November 08, 2016 16:18 ET (21:18 GMT)
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