Bielefeld (ots) - François Fillon ist ein Phänomen. In kaum drei Wochen gelang dem Republikaner der Sprung aus der zweiten Reihe zum Hoffnungsträger des rechten Lagers. Der 62-jährige Präsidentschaftskandidat hat mit seinem wertkonservativen und wirtschaftsliberalen Programm einen Nerv getroffen. Auf einmal wird den Franzosen eine Zukunftsperspektive aufgezeigt, die jenseits der abgewirtschafteten Sozialisten eine echte Alternative zur rechtsnationalen Versuchung des Front National darstellt. Denn Fillons "konservative Revolution", die für eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte steht, kommt ohne die protektionistischen, islamophoben und fremdenfeindlichen Töne der Rechtsextremen aus. Als Regierungschef unter Sarkozy hat sich Fillon den Ruf eines bodenständigen, geradlinigen Polit-Profis erworben. Hart in der Sache wirbt er für ehrgeizige Strukturreformen, die Frankreich aus seiner Wirtschaftskrise führen sollen. Fillon überzeugt, weil er klare Ansagen macht. In Berlin hatte man sich Fillons gemäßigten Rivalen Alain Juppé als nächsten Präsidenten Frankreichs gewünscht. Die Aussicht, es künftig mit dem Euroskeptiker und Putinversteher Fillon zu tun zu bekommen, sorgt für Besorgnis. Der aber ist nicht der unverbesserliche Reaktionär, als den ihn Gegner abstempeln, sondern in erster Linie nüchterner Pragmatiker. In punkto Europapolitik haftet Fillon der Makel an, gegen den Maastricht-Vertrag gestimmt zu haben. Aber auf den Feldern Energie-, Sicherheits- und Migrationspolitik plädiert der Kandidat sogar für eine Stärkung der EU. Und die deutsch-französische Freundschaft will er verbessern, zumal seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen fast deckungsgleich sind mit denen der Kanzlerin.
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