Bielefeld (ots) - Mit dem "Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland" ist erstmals eine Untersuchung veröffentlicht worden, die Häufigkeit, Arten, Folgen, Überleben und Früherkennung von Krebs umfassend beleuchtet und über Jahrzehnte vergleicht. Der Öffentlichkeit konnte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) gute und schlechte Entwicklungen präsentieren. Die Lebenserwartung von Krebspatienten steigt, aber leider auch die Zahl der Neuerkrankungen. Der Bericht macht deutlich, welche Auswirkungen der Krebs auf die Bevölkerung hat und lässt Rückschlüsse auf Entwicklungen zu, die Krebs verhindern und Therapien verbessern können. Doch auch außerhalb der Medizin kann der Bericht zu einer Verhinderung von Krebs und zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Patienten beitragen. Erstens, wenn die Leser den Bericht zum Anlass nehmen sich bewusst zu machen, dass der persönliche Lebensstil große Auswirkungen auf das Krebsrisiko haben kann. Zweitens, wenn sie damit aufhören, Krebspatienten aufgrund ihrer Erkrankung zu stigmatisieren, indem sie tabuisieren und aus Angst den Kontakt abbrechen. Fast jeder, der an Krebs erkrankt ist und sich für längere Zeit der Gesellschaft entziehen muss, wird erfahren, wie schnell und wie radikal die Sozialkontakte abnehmen oder sogar zum Erliegen kommen können. Krebspatienten beobachten, dass viele nicht wissen, wie sie in Ausnahmesituationen mit ihren Mitmenschen umgehen sollen und dann lieber gar nichts machen, als etwas falsch zu machen. Dabei ist das genau der falsche Weg. Oder würden Sie sich auch von jemandem zurückziehen, der einen Herzinfarkt hatte? Der Vergleich zeigt: Obwohl die Sterblichkeit bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher ist als bei vielen Krebsarten, werden Krebspatienten von ihren Mitmenschen eher abgeschrieben. Die angsterfüllte Tabuisierung der Krankheit hilft Betroffenen nicht bei der Genesung, sie schadet ihnen. In der Medizin hat längst ein Umdenken eingesetzt. Bei vielen Krebspatienten geht es nicht mehr nur vorrangig um die Heilung, sondern um die Kontrolle über den Krebs, wie bei anderen chronischen Krankheiten auch. Das gilt immer dann, wenn Patienten besser ohne Operation, Chemo- oder Strahlentherapie leben können und so zwar bis zum Lebensende an Krebs erkrankt bleiben, aber eben nicht daran sterben. Das ist keine Verharmlosung, sondern Akzeptanz. Der Krebs ist längst Teil unseres Lebens geworden.
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