Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Nach 19 Allzeithochs des Dow-Jones-Indexes im laufenden Jahr hat die Wall Street am Dienstag weitgehend auf der Stelle getreten. Vor den wichtigen Notenbanksitzungen in Europa und den USA war die Luft zunächst raus, auch wenn es im späten Geschäft doch noch zu knappen Aufschlägen reichte. Am Donnerstag werden die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) bekannt gegeben und in der kommenden Woche tritt die Federal Reserve zu ihrer viel beachteten Zinssitzung zusammen. Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 19.252 Punkte und beendete den Handel auf einem Rekordschluss. S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 0,3 bzw. 0,5 Prozent zu. Dabei standen 2.137 (2.156) Kursgewinnern 869 (862) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 108 (95) Titel. Der Umsatz sank auf 885 (942) Millionen Aktien. "Wir bewegen uns auf hohem Niveau und der Markt konsolidiert die jüngsten Aufschläge. Bis zur Fed-Sitzung dürften Investoren keine großen Schritte unternehmen", sagte Chefhändler Mark Kepner von Themis Trading.
Von anderer Seite war zu vernehmen, dass eine US-Zinserhöhung im Dezember zwar eingepreist sei, aber die Sorge vor "extrem falkenhaften" Äußerungen der Fed umgingen. Die US-Notenbank könnte die Märkte auf eine aggressivere Straffung der Geldpolitik 2017 einstimmen, erklärte Marktstratege Peter Cardillo von First Standard Financial die Zurückhaltung am Markt. Im Gegensatz dazu rechnen Marktakteure mit einer Verlängerung des Anleihekaufprogramms durch die EZB. Die Italien-Abstimmung dürfte EZB-Präsident Mario Draghi die Argumente für eine zeitliche Streckung des Programms über März 2017 hinaus liefern, vermuteten Strategen der ING. Damit könnte die gegenläufige Geldpolitik der Notenbanken in Europa und Amerika vor allem den Devisenmarkt und hierüber auch den Aktienmarkt beeinflussen. Allerdings sind entsprechende Schritte der beiden Banken weitgehend eingepreist.
Daten liefern keine Impulse
Wie schon am Vortag sorgten auch positive Konjunkturdaten nicht mehr für Impulse. Der Auftragseingang der US-Industrie war im Oktober deutlich gestiegen, was aber so erwartet worden war. Auch die übrigen Daten lieferten wenig Überraschendes: Lediglich die im Rahmen der Produktivitätsdaten veröffentlichten Lohnstückkosten stiegen unerwartet deutlich und bestätigten damit den aktuellen Trend einer steigenden Teuerung.
Ölpreis beendet viertägige Rally
Einen bremsenden Faktor für den Aktienmarkt lieferte der erstmals seit fünf Sitzungen nachgebende Ölpreis. Nach der rasanten Rally seit Ende November auf immer neue Jahreshochs sprachen Händler von Gewinnmitnahmen. Spannend wird es am Wochenende, wenn die Opec sich mit Ölländern außerhalb des Erdölkartells wegen einer Förderbegrenzung zusammensetzt, voran mit Russland. Die Skepsis über die Wirkung der Beschlüsse blieb aber - nicht ohne Grund: Aktuelle Daten zeigten, dass der Ölausstoß der Opec im November erneut Rekordniveau erreicht hatte. Zudem musste Saudi-Arabien asiatischen Abnehmern höhere Preisnachlässe einräumen als vom Markt erwartet. Der Preis für ein Fass der Sorte Brent verlor 1,8 Prozent auf 53,93 Dollar, für WTI ging es um 1,7 Prozent nach unten auf 50,93 Dollar. Dessen ungeachtet hob die US-Regierung ihre Preisprojektionen für 2016 und 2017 an. Gleichzeitig erhöhte die Behörde ihre Schätzungen zur US-Ölförderung.
Vergleichsweise ruhig präsentierte sich der Devisenmarkt. Nach einem kräftigen Vormarsch des Euro am Vortag erholte sich der Dollar moderat. Der Euro sank im späten Geschäft auf 1,0719 Dollar von Wechselkursen um 1,0763 am Vorabend. Auch hier schielten Marktakteure auf die anstehenden Notenbanksitzungen. Das gleiche galt auch für den Goldpreis, der zuletzt stark unter Druck gekommen war. Die Feinunze ermäßigte sich zum US-Settlement um 0,5 Prozent auf 1.170 Dollar. Die positiven Konjunkturdaten aus den USA untermauerten die Erwartung steigender US-Zinsen und ließen daher kaum Raum für eine durchgreifende Goldpreiserholung. Eine US-Leitzinserhöhung in der kommenden Woche werde mit einer Wahrscheinlichkeit von 94,9 Prozent eingepreist, hieß es am Markt. Aktuelle Daten belegten aber die höchste Goldnachfrage von Privatanlegern im November seit Ende 2011 - dank des gesunkenen Preises.
Am Renten passierte ähnlich wenig wie bei Aktien. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um einen Basispunkt auf 2,39 Prozent.
Trump belastet Boeing
Der designierte US-Präsident Donald Trump nahm wie schon in den Tagen zuvor Einfluss auf die Kurse ausgewählter Aktien. Diesmal hatte sich Trump den Flugzeugbauer Boeing via Twitter zur Brust genommen. Er drohte über den Kurznachrichtendienst mit der Stornierung eines Auftrags zur Lieferung neuer Präsidentenmaschinen - der "Air Force One" - aufgrund aus dem Ruder laufender Kosten. Nachdem die Titel den längsten Teil des Tages im Minus notiert hatten, drehten sie zum Handelsende hauchdünn ins Plus. Der Telekomkonzern Verizon verkauft 24 Rechenzentren für 3,6 Milliarden Dollar an den Rechenzentrenbetreiber Equinix. Verizon kletterten um 1,2 Prozent.
Advanced Micro Devices sprangen um 8,9 Prozent empor, nachdem auf einem Diskussionsforum im Netz die Behauptung verbreitet worden war, dass Intel bestimmte Techniken von AMD lizensieren werde. TherapeuticsMD schossen um 12 Prozent nach oben. Der Pharmakonzern hat Erfolge mit seinem Menopausenpräparat vorzuweisen. Johnson & Johnson erhält bei der beabsichtigten Übernahme des schweizerischen Biotechnologieunternehmens Actelion möglicherweise Konkurrenz durch Sanofi. Das könnte zu einem teuren Bieterkampf führen. Anleger blieben jedoch gelassen, die Aktie legt 0,1 Prozent zu.
Auch Ford standen im Blick, weil der Automobilkonzern 2,8 Milliarden Dollar am Kapitalmarkt mit Langläufern aufnehmen will. Die Aktie gewann 1,0 Prozent. Toll Brothers legten 4,8 Prozent zu, der Hausbaukonzern hat im seinem vierten Quartal zwar einen Gewinnrückgang zu verkraften, beim Umsatz aber 29 Prozent zugelegt. Ein erhöhter Ausblick des Restaurantbetreibers Bob Evans verhalf der Aktie zu einem Plus von 6,8 Prozent. Schlumberger erwartet im vierten Quartal gegenüber der Vorperiode unveränderte Umsätze und verfehlte damit die Markterwartungen, der Kurs fiel um 0,6 Prozent. IntraLinks Holdings haussierten um über 16 Prozent. Synchronoss Technologies übernimmt die Gesellschaft, die Titel der Käuferin stürzten um über 13 Prozent ab.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 19.251,78 0,18 35,54 10,48 S&P-500 2.212,23 0,34 7,52 8,23 Nasdaq-Comp. 5.333,00 0,45 24,11 6,50 Nasdaq-100 4.788,67 0,22 10,53 4,25 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag 2 Jahre 1,12 -0,4 1,12 5 Jahre 1,83 -1,7 1,85 7 Jahre 2,18 -1,0 2,19 10 Jahre 2,39 -1,0 2,40 30 Jahre 3,07 0,9 3,07 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:29 Mo, 18:01 % YTD EUR/USD 1,0720 -0,29% 1,0751 1,0725 -1,3% EUR/JPY 122,2505 -0,18% 122,4733 122,36 -16,5% EUR/CHF 1,0829 +0,05% 1,0823 1,0833 -0,4% EUR/GBP 0,8459 +0,09% 0,8431 1,1847 +14,9% USD/JPY 114,03 +0,15% 113,86 114,10 -2,9% GBP/USD 1,2674 -0,59% 1,2749 1,2704 -14,1% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,68 51,79 -2,1% -1,11 +14,6% Brent/ICE 53,69 54,94 -2,3% -1,25 +16,8% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.169,90 1.170,24 -0,0% -0,34 +10,3% Silber (Spot) 16,73 16,76 -0,2% -0,03 +21,1% Platin (Spot) 935,95 937,50 -0,2% -1,55 +5,0% Kupfer-Future 2,66 2,69 -0,9% -0,02 +23,6% ===
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December 06, 2016 16:19 ET (21:19 GMT)
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