Düsseldorf (ots) - Natürlich werden wir jetzt, nach Berlin, eine neue Sicherheitsdebatte führen. Das ist auch gut so, denn ein Staat, und sei er noch so liberal, muss die Sicherheit seiner Bürger gewährleisten, so gut es geht. Das heißt nicht, dass ein Anschlag automatisch ein Staatsversagen ist - zu zahlreich sind die potenziellen Ziele, nicht nur im Advent. Wir dürfen uns unsere Freude an und in der Öffentlichkeit nicht nehmen lassen, aber wir müssen darüber nachdenken, auf welche Weise wir Taten wie am Breitscheidplatz zumindest erschweren wollen. Warum nicht Festorte mit versenkbaren Pollern abschirmen, warum nicht Weihnachtsmärkte mit Beton-Elementen wie auf der Autobahn schützen? Sicher, das kostet. Vielleicht wird dann nächstes Jahr der Glühwein teurer. Vorkehrungen dieser Art wären aber insgesamt erträglich, sie wären leistbar; vor allem aber könnten sie Leben retten. Wem das nicht reicht, der muss auch über Straßensperrungen im Umkreis von Großveranstaltungen nachdenken. Das greift schon deutlich tiefer ins Zusammenleben ein - in Berlin gibt es Weihnachtsmärkte an 60 Stellen, und auch in der restlichen Zeit des Jahres finden in unseren Großstädten praktisch ohne Unterbrechung verwundbare Massenveranstaltungen statt. All das ist sozusagen die technische Seite der Sicherheitsdebatte. Das Problem reicht aber tiefer. Sicherheit ist nicht nur eine Aufgabe der Behörden, sie ist auch ein gesellschaftliches Produkt. Unsicher können wir auch sein, wenn ein Dutzend Polizisten mit Sturmgewehr neben uns auf dem Weihnachtsmarkt patrouilliert - weil wir uns eben unsicher fühlen. Doch innere Unsicherheit bedeutet Unfreiheit, sie lähmt uns, ebenso wie die äußere Unsicherheit durch mangelnden Schutz. Der Staat ist also in der Pflicht. Wir Bürger aber sind es auch, jeden Tag. Verschanzen wir uns nicht im Wohnzimmer. Unsere Lebensart speist sich aus der Gemeinschaft. Verteidigen wir sie.
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