Der Chef der italienischen Einwanderungsbehörde sieht weiter große Probleme bei der Identifizierung von Flüchtlingen an der EU-Außengrenze. "Niemand kennt die wirkliche Identität der Menschen, die ankommen", sagte Mario Morcone der "Welt".
"Herkunftsland, Name, Alter - alles kann praktisch frei erfunden sein." Bei der Suche nach der wahren Identität sei Italien auf die Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten angewiesen. Dabei seien nur Tunesien, Marokko und Ägypten "einigermaßen zuverlässig". Das gelte auch bei der Kooperation im Fall von Abschiebungen.
Zugleich sagte Morcone, in den vergangenen Jahren habe sich vieles verbessert. "In der Vergangenheit ist die Einreise von Menschen mit mehreren Identitäten möglich gewesen", sagte Morcone. "Das geht heute nicht mehr." Alle Ankömmlinge würden in den Hotspots genannten Aufnahmezentren oder in den Ankunftshäfen identifiziert.
Dies geschehe in Anwesenheit der Mitarbeiter der EU-Grenzschutzagentur Frontex, von Europol und italienischer Staatspolizei. "Jeder Flüchtling erhält ein biometrisches Profil samt Fingerabdrücken. Auf dieses Profil haben alle europäischen Länder im zentralen Archiv Eurodac Zugriff". Dort habe der jeweilige Mensch ein unverwechselbares biometrisches Profil.
Zudem würden Verdächtige oder den Behörden gemeldete Einreisende aussortiert und je nach ihrem Vorstrafenregister abgeschoben. "Das funktioniert aber nur, wenn die Herkunftsländer kooperativ sind", sagte Morcone. Die Identifizierung nach dem neuen Muster funktioniere seit Sommer 2015. Der mutmaßliche Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, war bereits 2011 eingereist. Sowohl Italien als auch Deutschland hatten versucht, den Tunesier in seine Heimat abzuschieben.
Dies scheiterte an der Weigerung der tunesischen Behörden, Amri zurückzunehmen. Er war mit mehreren verschiedenen Identitäten durch Europa gereist.