BERLIN (dpa-AFX) - Der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, Georg Cremer, hat die Debatte über eine Stabilisierung des durchschnittlichen Rentenniveaus kritisiert. Die von Gewerkschaften und Sozialverbänden erhobene Forderung nach einem höheren Rentenniveau helfe gerade nicht den bedürftigen Rentnern, da bei ihnen eine höhere Rente mit der Grundsicherung verrechnet würde, sagte er der "Welt" (Online/Print: Samstag). "Wir reden über die Bekämpfung der Altersarmut und sprechen dabei von Maßnahmen, die die Armen gar nicht erreichen."
Das Rentenniveau gibt das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn an. Befürchtet wird, dass es ohne Reform von derzeit 48 Prozent bis 2045 auf 41,7 Prozent sinkt. Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will eine Haltelinie bei 46 Prozent erreichen. Dem DGB und vor allem der Linkspartei reicht das nicht.
Cremer, der im Caritas-Vorstand für Sozialpolitik verantwortlich ist, warnte davor, die sozialen Verhältnisse schlecht zu reden. "Das oft beschworene Bild von der wegbrechenden Mitte entspricht nicht den Fakten", sagte der Ökonom. Die Schere zwischen Arm und Reich sei seit zehn Jahren nicht weiter auseinandergegangen.
"Die Verunsicherung der Mitte ist ein Nährboden für populistische Parteien", mahnte Cremer. "Untergangsrhetorik oder gar Sozialpopulismus" verfestigten den Eindruck, die Politik kümmere sich nicht um die Probleme der Bürger. Tatsächlich sei Deutschland aber ein stabiles, relativ gut regiertes Land./and/DP/he
AXC0021 2016-12-25/14:31