Bielefeld (ots) - Deutschland ist kein Auswanderungsland. Daran ändert auch die Zahl von 54.000 staatlich geförderten Rückreisen abgelehnter oder ausreisewilliger Asylbewerber nichts. Die Zahl wurde von Politik und Öffentlichkeit mit einiger Verwunderung aufgenommen, was wiederum verwunderlich ist. Denn weder ist sie angesichts des Zuzugs von Asylbewerbern besonders hoch. Noch vermag ihre Zusammensetzung zu überraschen: Die meisten Rückreisen führten in die nahegelegenen Länder des Westbalkans und in eine zwar kriselnde, aber vergleichsweise friedliche Region, aus der sich Zehntausende auf den Weg nach Deutschland machten. So dürfte das Erstaunen über die Zahl von 54.000 Rückkehrwilligen, deren Antrag auf Unterstützung 2016 bewilligt wurde, vor allem damit zu tun haben, dass es so etwas überhaupt gibt: eine freiwillige Rückkehr. Die Asyldebatte hatte zuletzt ja den Eindruck vermittelt, es gebe nur eine Art des Umgang mit ausreisepflichtigen Menschen - und zwar die erzwungene Abschiebung. Je mehr Abschiebungen, desto besser, so der Tenor. Die Meldung über freiwillige Rückkehrer ruft in Erinnerung, dass es auch unkompliziertere, humanere und nachhaltigere Möglichkeiten zur Ausreise für Menschen gibt, die nicht hier bleiben dürfen. Es ist aber nicht damit getan, Menschen ein Flugticket zu kaufen, ihnen ein paar Hundert Euro in die Hand zu drücken und auf ein Nimmerwiedersehen zu hoffen. Diese Hoffnung kann sich vor allem dann als illusorisch erweisen, wenn der Herkunftsstaat in geografischer Nachbarschaft liegt. Der finanzielle Anreiz zur Ausreise kann auch Anreiz zur Wiedereinreise sein. Deswegen wurde schon die Rückkehr-Förderung für Menschen vom Westbalkan stark gekürzt. Stattdessen etabliert sich auf dem Westbalkan allmählich eine nicht-materielle, viel wichtigere Starthilfe: Hilfsorganisationen vor Ort unterstützen die Rückkehrer bei der Suche nach Wohnung, Arbeitsplatz und Schule für die Kinder. Diese Vor-Ort-Hilfe muss die Bundesregierung bei der geplanten Neugestaltung der Anreizprogramme stärker berücksichtigen. Programme zur freiwilligen Rückkehr können nur dann nachhaltig sein, wenn die Rückkehrer daheim zufriedenstellende Lebensbedingungen vorfinden. Fluchtursachen müssen vor Ort bekämpft werden - dieser Satz ist zur Floskel geworden, wahr bleibt er trotzdem.
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