Bielefeld (ots) - Fast wirkt es wie ein Anachronismus, ein Thema, das in die falsche Zeit geraten ist: Auf Zypern diskutieren sie ernsthaft, wie sie eine mehr als 40 Jahre währende Teilung der Insel beenden oder zumindest mildern können. Gewiss, der Weg ist weit und von gewaltigen Felsbrocken geprägt, die es wegzuräumen gilt. Und doch: Was da zwischen Limassol, Famagusta und Kyrenia glücken soll, ist zu wichtig, um nicht auch die winzigste Chance zu ergreifen. Für die Menschen auf der Insel selbst, aber auch für die in ganz anderen Regionen dieser Welt. Der Nationalismus erstarkt diese Tage in so vielen Ländern, die Briten verlassen die EU, die Ukraine ist, wenn auch noch nicht formell, so doch in der Realität längst ein gespaltenes Land. Die Türkei und die EU entfernen sich inhaltlich immer weiter voneinander. Die transatlantischen Beziehungen nach Washington stehen so sehr in Frage wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der europäische Gemeinschaftssinn droht an der Flüchtlingsfrage zu zerbrechen. Und mitten in diese Ära der Konflikte und Starrsinnigkeiten fällt der Versuch, ein vermeintlich auf ewig geteiltes Land wieder zu vereinen. Dass das gelingen kann, wenn sich jene, die am Machthebel sitzen, zurücknehmen, hat auch die deutsche Wiedervereinigung gezeigt. Auch wenn die Rahmenbedingungen und die historischen Zusammenhänge andere waren, als jene auf Zypern. Doch die Hoffnung auf ein Ende der widersinnigen Teilung war wenige Jahre zuvor noch so leise, wie jene auf der Mittelmeerinsel zuletzt. Möge sie nun deutlich lauter werden.
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