Die Jungsozialisten in der SPD wollen den SPD-Kanzlerkandidaten und künftigen Parteichef Martin Schulz dazu bewegen, eine weitere Große Koalition nach der Bundestagswahl auszuschließen. "Wir Jusos wollen von Martin Schulz eine Absage an die Fortsetzung der Großen Koalition, weil mit CDU und CSU eine sozial gerechte Politik nicht möglich ist", sagte die Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Zugleich soll sich Schulz für eine mögliche rot-rot-grüne Koalition nach der Bundestagswahl im September aussprechen. Nach Uekermanns Ansicht wäre eine weitere Große Koalition "ein Konjunkturprogramm für die AfD". Rot-Rot-Grün müsse eine Option für die SPD sein. "Ich gehe davon aus, dass auch Martin Schulz das so sieht", sagte Uekermann.
Schulz hatte am Samstag überraschend einen sogenannten Gerechtigkeitskongress in Berlin besucht, den die Jusos zusammen mit anderen Arbeitsgemeinschaften der SPD abhielten. Das sei eine "große Wertschätzung" für alle, die sich ehrenamtlich in der SPD engagierten, sagte die Juso-Vorsitzende. Auch die SPD-Linke im Bundestag geht davon aus, dass Schulz für eine rot-rot-grüne Koalition bereitstünde. "Schulz hat keine Berührungsängste, wenn eine solche Koalition möglich werden sollte", sagte Matthias Miersch, Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Fraktion im Bundestag, der Zeitung.
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley erteilte der Fortsetzung der Großen Koalition ebenfalls eine Absage. "Wir wollen den Kanzler stellen. Nochmal eine Große Koalition tut der Demokratie nicht gut", sagte Barley der Zeitung. "Bisher haben viele Menschen gedacht: Angela Merkel ist verbraucht, sie steht nicht für die Zukunft, aber wir wissen nicht, wen wir an ihrer Stelle wählen sollen. Das ist jetzt anders", sagte Barley.
Wahlkampfleiter für Schulz soll sein Vertrauter Markus Engels werden, berichtet die Zeitung weiter. Schulz bringt demnach in das Willy-Brandt-Haus nur drei Mitarbeiter aus Brüssel mit. Ein Gegeneinander von Kandidaten-Team und SPD-Zentrale werde es diesmal nicht geben, heißt es aus der SPD, da Schulz Kanzlerkandidat und Parteichef sein werde.
Ein solcher Gegensatz hatte vor vier Jahren den Wahlkampf der SPD belastet, als Peer Steinbrück Kanzlerkandidat und Sigmar Gabriel Parteivorsitzender war.