Cottbus (ots) - Der gemeinsame Auftritt von Angela Merkel und Horst Seehofer am Montag ist ein politischer Schleiertanz gewesen. Alles wieder prima. Doch nach all den Attacken aus Bayern ist es nicht sonderlich glaubhaft, dass die CDU-Chefin und der CSU-Vorsitzende nun ihren zweiten oder dritten Frühling erleben. Angela Merkel geht mit vielen Schwachstellen in ihre vierte Kanzlerkandidatur. Erstens ist sie wegen ihrer Flüchtlingspolitik beim Volk nicht mehr so unangefochten wie früher. Die AfD sitzt ihr im Nacken. Zweitens steht ihre eigene Basis nicht mehr geschlossen hinter ihr. Drittens zweifelt sie selbst an sich, wie ihr Zaudern und die dann schmuck- und lustlose Verkündung der erneuten Kandidatur im November gezeigt haben. Auch in München wurde die Zustimmung der CSU nicht zelebriert oder gefeiert, sondern lediglich während einer Pressekonferenz geschäftsmäßig erläutert. Aufbruch und Neustart sind etwas anderes. Viertens steht der CDU-Vorsitzenden mit Martin Schulz jetzt plötzlich ein SPD-Gegenkandidat gegenüber, der selbst im bürgerlichen Lager Sympathien zu sammeln scheint. Am Montag lag die SPD sogar erstmals in einer Umfrage vor der Union - eine beispiellose Aufholjagd. Sollte sich der Trend in den nächsten Wochen verfestigen, könnte sich der neue Unions-Friede schnell als ein Scheinfriede entpuppen. Hinzu kommt, dass CSU-Chef Seehofer mächtig unter Druck steht. Der Bayernkönig wird seine liebe Mühe haben, jene für einen Merkel-Wahlkampf zurückzugewinnen, die er vorher gegen die Kanzlerin aufgebracht hat. Womöglich hängt sogar Seehofers eigenes politisches Schicksal davon ab, inwieweit ihm das gelingen wird. Der Bayer bleibt unberechenbar. Das weiß auch Merkel. Die Kanzlerin selber hat schon gesagt, es werde ihr schwierigster Wahlkampf werden. Ihre Vorahnung ist mehr als berechtigt.
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