Regensburg (ots) - Die Arroganz der Macht, so heißt eines der einflussreichsten politischen Bücher des 20. Jahrhunderts. Geschrieben hat es Mitte der 1960er Jahre der US-amerikanische Politiker J. William Fulbright. Er beklagt darin die aggressive Einmischung der USA in die Angelegenheiten anderer Länder, die versuchte Invasion in Kuba, den Vietnam-Krieg. Die Furcht vor dieser aggressiven US-Politik trieb damals weltweit Jugendliche zum Protestieren auf die Straße. Fünfzig Jahre später ist Donald Trump der Präsident der USA. Er steht für etwas, das noch gefährlicher ist als die Arroganz der Macht. Trump verkörpert die Ignoranz der Macht. In Trumps ersten Wochen im Weißen Haus war von Mitarbeitern des Präsidenten zu lesen, die abends im Dunkeln tagen, weil sie nicht imstande sind, die Lichtschalter zu finden; von einem Präsidenten, der im Bademantel vor dem Fernseher sitzt, exzessiv Kabelsender-Nachrichten konsumiert, der auf seinem Smartphone herumtippt, statt Sicherheitsbriefings zu verfolgen. Das wirkt wie Ausschnitte aus dem Drehbuch einer klamaukigen Komödie. Doch es ist offenbar bitterer Ernst, veröffentlicht von New York Times und Washington Post, zwei der renommiertesten Zeitungen der Welt. Noch nie, schreibt die Post, seien ihr so schnell so viele Indiskretionen über den Präsidenten-Alltag zugespielt worden wie am Anfang der Ära Trump. Offenbar haben selbst enge Vertraute des Präsidenten Angst vor seiner Unwissenheit. Im Gespräch mit Angela Merkel, so heißt es, musste die Kanzlerin ihm erst einmal die Genfer Flüchtlingskonvention erklären. Und der Präsident hat offenbar noch nicht entschieden, ob ihm ein schwacher oder ein starker Dollar lieber ist. Es ist ein gruseliger Zustand: Politische Richtungsentscheidungen, die das Leben hunderter Millionen Menschen weltweit verändern können, sind offenbar in der Hand eines Ahnungslosen - der noch dazu keine Lust hat, seine Wissenslücken zu füllen. Diese Ignoranz ist gefährlich. Wer einen Einreisestopp für Einwanderer und Flüchtlinge so stümperhaft plant, dass danach tagelang Chaos an US-Flughäfen ausbricht, dem sind in der Wirtschafts- oder Außenpolitik Katastrophen zuzutrauen. Trumps Ahnungslosigkeit macht ihn - und somit die ganze Weltmacht USA - verwundbar gegenüber anderen Staats- und Regierungschefs. Mindestens genauso gefährlich ist Trumps Schwäche gegenüber seinen Einflüsterern im Weißen Haus, allen voran Chefstratege Steve Bannon. Bannon, der belesene Rechtskonservative, wird alles daran setzen, seine düstere Vision eines Kulturkampfs zwischen "gutem" Westen und "bösem" Islam zur Regierungslinie zu machen. Bannon spricht seit Jahren über seine Verachtung für das demokratische System. Kürzlich hat er gesagt, die Medien sollten jetzt einmal die Schnauze halten und zuschauen, wie Trump regiert. Und es deutet wenig darauf hin, dass Trump anders regieren wird als nach Bannons Plan. Trotzdem hat die Macht Trumps und seiner Vertrauten Grenzen. Die USA sind nach wie vor eine funktionierende Demokratie. Checks and Balances heißt das US-System, in dem Parlament und Gerichte die Regierung ausbremsen können. Das hat in den vergangenen Jahren oft dazu geführt, dass Trumps Vorgänger Obama nicht mal mehr seinen Haushalt durchbrachte. Jetzt führt es dazu, dass Trump seine offensichtlich verfassungswidrigen Einreisestopps nicht umsetzen lassen kann. Donald Trump macht das sehr wütend. Zu beobachten war das am Donnerstag: Kaum war die Nachricht in der Welt, dass ein Berufungsgericht Trumps Einreise-Stopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern blockiert, antwortete der Präsident mit der Eleganz eines betrunkenen Fußballfans. "WIR SEHEN UNS VOR GERICHT, DIE SICHERHEIT UNSERER NATION STEHT AUF DEM SPIEL", verkündete er via Twitter. In Großbuchstaben, das bedeutet in der digitalen Kommunikation so viel wie Brüllen im persönlichen Gespräch. Diese Wut ist einerseits ein Zeichen für eine gewisse Ratlosigkeit Trumps. Doch die Geschichte lehrt auch: Wut ist ein gefährlicher Treibstoff in der Politik, ganz besonders bei ignoranten Staatenlenkern. Und selten hat die Welt einen so ignoranten wie Donald Trump gesehen.
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