Bremen (ots) - Für einen Moment brandete Applaus für einen Mann auf, der fast zwei Jahrzehnte lang in Bremen politisch und akademisch gewirkt hat: Christoph Butterwegge hatte immerhin 128 Stimmen der Bundesversammlung auf sich vereint. Der Politik-Professor, der zuletzt in Köln lehrte, hat ein schwieriges Verhältnis zur SPD, in der er immer wieder aktiv war, aus der er aber längst ausgetreten ist. Der kurze Applaus für den parteilosen Kandidaten der Linkspartei passte zur gelösten Stimmung in der Bundesversammlung, in der mit 931 Stimmen bestätigt wurde, was abgemacht war: Frank-Walter Steinmeier wird Bundespräsident. Ein inzwischen gelöschter Tweet der Berliner SPD, die ihn mit einem Bild des Bellevue zuvor zum "sozialdemokratischen Schlossherrn" ausgerufen hatte, bringt das Unbehagen unfreiwillig auf den Punkt. Das Wahlergebnis hatte man nicht einmal abgewartet, weil es sonnenklar war, man hatte Gefallen am Herrscherschloss gezeigt und die Überparteilichkeit des Bundespräsidenten negiert. Doch der Tweet wird schneller zur Anekdote verblassen, als die Blumen der Bundeskanzlerin für Steinmeier welken können. Denn mag sein Weg ins Bellevue auch abgekartet gewesen sein, er ist der Richtige für das Amt. Ein erfahrener Diplomat steht nun an der Spitze des Staates. Zwischen Männern wie Donald Trump und Wladimir Putin beruhigt einer wie er ungemein. Deutschland sei ein "Anker der Hoffnung" in der Welt und müsse Freiheit und Demokratie in einem geeinten Europa verteidigen, sagte er in seiner Dankesrede. Politische Vernunft, Zuversicht und Mut forderte er. Brillant war das nicht, aber richtig. Ohne viel Aufhebens machte er deutlich, dass er in dem tosenden Meer alternativer Fakten Kurs halten will. Seine erste Umarmung galt Sigmar Gabriel, dessen taktischer Finesse er sein Amt zu verdanken hat. Doch nun will die SPD ihren glücklosen Parteichef schnell hinter sich lassen. Das Schloss ist errungen, jetzt soll es auch noch das Kanzleramt sein. So verständlich das ist: Steinmeier war der Kandidat der Großen Koalition, und ihre Fortsetzung bleibt bis auf Weiteres das wahrscheinlichste Szenario. Es hat sich am Sonntag wenig verändert in Deutschland.
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