Bielefeld (ots) - Bürgerlich. Freiheitlich. Konservativ. So sehen sich viele Mitglieder in der nordrhein-westfälischen AfD, so hat es der größte Landesverband der Alternative für Deutschland bei der Landeswahlversammlung in Essen auf ihre Plakate geschrieben. Jetzt zieht sie mit jemandem in den Bundestagswahlkampf, der eindeutig nationalistische Töne anschlägt. Martin Renner steht sogar für den Co-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell zu weit rechts. Im Wahljahr müht man sich jedoch angestrengt um Geschlossenheit. Angesprochen auf die Dresdner Rede des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke, die Renner zwar im Ton schräg, sonst aber ziemlich gut fand, rettete Pretzell seinen Rivalen sogar vor unangenehmen Journalistenfragen. Zu Höcke sei ja inzwischen "alles gesagt". Zumindest in der Form habe Renner allemal mehr zu bieten. Ähnlich eloquente nationalistische Beiträge wie der AfD-Mitbegründer lieferten Kandidaten auf weitere aussichtsreiche Platzierungen, die eine grundsätzliche Zusammenarbeit mit der extremen Rechten auf Nachfrage nicht ausschließen wollten. Der Bewerberin Sonja Schaak, die keilte wie auf einer Pegida-Kundgebung und Pretzell die Verantwortung für "Spaltungskrise" der NRW-AfD zuschrieb, jubelte man aus einigen Blöcken laut zu. In der Halle wie auf den Fluren des Essener Messegeländes herrschte ein zweifelhafter Umgangston jenseits der Grenzen des Respekts. Einzelne Delegierte warfen sich gegenseitig Lügen und Feigheit vor. Manche, die politisch offenbar schnell nach oben wollen, zeigten sich verärgert, weil Pretzell ihre Erwartungshaltung enttäuscht hat. Der Kandidat Renner dürfte die Wünsche der Nationalisten in der AfD erfüllen.
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