Der Aufbau der Rohöllagerbestände in den USA hat sich die achte Woche in Folge fortgesetzt. In der vergangenen Woche sind die Ölbestände in den USA um 1,5 Millionen Fässer auf ein Rekordhoch von rund 520 Millionen Barrel gestiegen.
Der Grund für diesen Anstieg kann eine sinkende Nachfrage oder ein steigendes Angebot (oder beides) sein. Eine sinkende Nachfrage ist eher unwahrscheinlich. Denn die US-Wirtschaft befindet sich auf einem nachhaltigen Wachstumskurs, womit auch der Bedarf an Energie und damit an Rohöl steigen dürfte. Ein höheres Angebot liegt aber in den USA definitiv vor.
Steigendes Angebot in den USA
Wie ich schon vor etwas mehr als einem Monat berichtete (siehe Börse-Intern vom 01.02.2017), sind die US-Unternehmen inzwischen in der Lage, bei Ölpreisen über 50 US-Dollar profitabel zu fördern. Und daher war die Anzahl der aktiven Bohrlöcher Ende Januar mit der Ölpreiserholung auf das höchste Niveau seit November 2015 gestiegen.
Inzwischen ist ein Monat vergangen. Und in diesem Zeitraum ist die Anzahl der aktiven Bohrlöcher kontinuierlich weiter angestiegen - von 566 auf 602. Auf Sicht von einem Jahr liegt der Zuwachs bei 202 bzw. 50 Prozent.
Sinkendes Angebot in den OPEC-Staaten
Da aber zeitgleich die Länder der OPEC gemeinsam mit elf Nicht-Mitgliedsstaaten, darunter Russland, die vereinbarte Förderkürzung nahezu komplett umsetzen, hat der Ölmarkt nach Einschätzung von Experten momentan ein Gleichgewicht gefunden.
Im Dezember 2016 hatte sich die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) auf ein tägliches Förder-Limit von 32,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) geeinigt. Und nach eigenen Angaben wurde die Rohölförderung sogar noch stärker verringert als vorgesehen. Im Januar sei die Produktion um 890.000 auf 32,1 Millionen Barrel am Tag gesunken.
Weltweit haben die Industrieländer aktuell knapp drei Milliarden Barrel im Vorrat. Bei einem Verbrauch von derzeit rund 97 Millionen Barrel pro Tag reicht das, um die Welt nur aus den Lagerbeständen ungefähr einen Monat lang zu versorgen. Und wie aus einem aktuellen OPEC-Bericht hervorgeht, sind diese Bestände in den Industrieländern allein im Dezember um knapp 34 Millionen Barrel gesunken. Das war bereits der fünfte Monat in Folge.
Gleichgewicht am Ölmarkt scheint wiederhergestellt
Wie es scheint, ist es der OPEC tatsächlich gelungen, das Überangebot am Ölmarkt abzubauen und ein Gleichgewicht herzustellen. Das belegen auch die Ölpreise. Denn seit Anfang Dezember halten sich die Preisbewegungen am Ölmarkt in sehr engen Grenzen.
Erinnern Sie sich noch an den Zielpreis von 50 USD, den ich bereits am 29. September 2016 für die Ölpreise ausgerufen hatte? Seitdem hielt ich die Prognose einer anhaltenden Seitwärtsbewegung im Bereich dieser Marke wiederholt aufrecht (siehe zuletzt auch Börse-Intern vom 01.02.2017).
Mit Blick auf den Chart (gelbes Rechteck) haben sich diese Prognosen bestätigt. Diese Seitwärtsbewegung dürfte im Spannungsfeld zwischen Produktionskürzungen der OPEC und ihrer Verbündeten einerseits und Hinweisen auf eine steigende Produktion in den USA andererseits weiter anhalten.
Und sollte die US-Produktion weiter zulegen und die OPEC irgendwann beschließen, die Förderkürzung zu beenden, um nicht weitere Marktanteile zu verlieren, dann dürfte der Kurs auch wieder den Zielkurs von 50 USD erreichen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus