Essen (ots) - Als der spätere "King" Elvis Presley noch Ärger bekam, weil er im Fernsehen lasziv sein Becken zucken ließ, während er "Hound Dog" sang, schrieb Chuck Berry seinen Jahrhundert-Hit "Roll Over Beethoven". Sich vorzustellen, diesen und andere Helden der Klassik wie Tschaikowsky zu überrollen, war 1956 noch ein ironischer Witz, befeuert von der Ungeheuerlichkeit dieser Fantasie - Rock'n'Roll galt ja nicht nur hierzulande als "Hottentotten-" und "Negermusik".
Heute finden wir nichts Komisches mehr an der Vorstellung, dass Klassik und Rock einander auf Augenhöhe begegnen können. Die kategorische Unterscheidung zwischen "ernster" Musik und bloßer "Unterhaltung" liegt uns heute in etwa so fern wie der 20. Parteitag der KPdSU, auf dem Nikita Chruschtschow die Verbrechen Stalins anprangerte - auch das war 1956.
Mit Chuck Berry ist der letzte große Recke einer Ära gestorben, die einen tiefgreifenden Wandel gebracht hat. Es handelt sich um nicht weniger als die Demokratisierung der Kultur. Jazz, Rock und Pop bilden längst eine Klassik-Sparte des 20. Jahrhunderts. Und Chuck Berry ist ihr Beethoven.
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