Frankfurt (ots) - Aktuell geschieht am globalen Ölmarkt etwas Ungewöhnliches: Es zeichnet sich eine Einigung der Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und anderer großer Ölproduzenten über eine Verlängerung der Ende Juni auslaufenden Förderkürzungen ab - eine für den Ölmarkt zweifellos wichtige Entwicklung. Nimmt man jedoch die Ölpreisentwicklung der vergangenen Handelstage als Maßstab, scheint dies die Marktakteure nicht im Geringsten zu interessieren. Es gibt keine nennenswerte positive Reaktion des Ölpreises. Gegen Ende vergangenen Jahres sah das noch ganz anders aus. Der Ölpreis machte einen Satz von rund 5 Dollar je Barrel, als die Nachricht von der Einigung auf die Produktionsbeschränkungen die Runde machte. Momentan lässt sich eher Preisdruck konstatieren, weil sich die Marktteilnehmer Sorgen machen über die Entwicklung der Lagerbestände in den USA und die dort rapide steigende Schieferölförderung. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank vertraten die Meinung, dass der Wechsel vom Kontrakt zur Lieferung im Mai auf den Juni-Kontrakt die Notierung der wichtigsten US-Leichtölsorte West Texas Intermediate stütze. Am Freitagabend fiel diese dennoch unter die stark beachtete Marke von 50 Dollar. Der Brent-Ölpreis krebst derzeit bei unter 52 Dollar herum, ein Minus von rund 4 Dollar gegenüber dem Stand vom Februar sowie der ersten April-Hälfte.
Abbau des Überangebots
Die Opec beabsichtigt mit den zur Verlängerung anstehenden Kürzungen, das Überangebot von anfangs rund 2 Mill. bpd abzubauen und in der Folge die Lagerbestände der OECD-Industrieländer zumindest auf das Niveau ihres Fünfjahresdurchschnitts zu senken. Sah es vor kurzem noch danach aus, als ob dieses Ziel relativ schnell erreicht würde, kommen nun erhebliche Zweifel auf. Viele Marktteilnehmer und Analysten sind der Ansicht, dass sich die Realisierung dieses Ziels immer weiter in die Zukunft verschiebt. Insofern dürfte eine Verlängerung der Förderkürzungen, so sie denn tatsächlich vereinbart wird, nur wenig positives Momentum entfalten. Auf der anderen Seite hätte ein Scheitern des Deals ohne Zweifel einen kräftigen Rückgang des Ölpreises zur Folge.
Aktuell sieht es allerdings nicht danach aus, als würde das Negativszenario Realität. So ließ der Ölminister von Saudi-Arabien, Khalid al-Falih, verlauten, innerhalb des Kartells zeichne sich ein Konsens für eine Beibehaltung der Kürzungen ab. Sein Kollege aus Kuwait, Essam al-Marzouq, teilte mit, dass sich Russland ebenfalls dazu bereit erkläre, in die Verlängerung zu gehen. Trotz dieser aus Sicht der Produzenten positiven Entwicklung klingen die Kommentare aus der Branche nicht gerade optimistisch. So befürchtet der Vorstandschef des französischen Ölkonzerns Total, Patrick Pouyanné, dass der Ölpreis gegen Ende des Jahres wegen des rapiden Anstiegs der Schieferölproduktion wieder fallen könnte.
In der Tat sieht es momentan nach einem rasanten Anstieg der amerikanischen Schieferölförderung aus. Die US-Regierung erwartet für den Mai die kräftigste Zunahme der Schieferölproduktion seit mehr als zwei Jahren. Sie geht von einem Plus von 123000 bpd auf dann 5,2 Mill. bpd aus. Dies wäre nicht nur der schnellste monatliche Anstieg seit Februar 2015. Es würde sich zudem um das höchste Produktionsniveau seit November desselben Jahres handeln. Zurückführen lässt sich der starke Anstieg auf die Erholung des Ölpreises in den vergangenen Monaten sowie darauf, dass es den amerikanischen Schieferölproduzenten mittlerweile gelungen ist, ihre Kosten deutlich zu reduzieren.
Blick auf die Bestände
Daher sieht es noch nicht danach aus, als würden die globalen Lagerbestände signifikant kleiner, die einen Indikator bilden für das - existierende oder noch ausbleibende - Gleichgewicht auf dem Ölmarkt. Für die USA lassen sich bestenfalls allererste Anzeichen für einen Rückgang erkennen. Zudem weisen von Thomson Reuters erhobene Zahlen darauf hin, dass die per Tanker verschifften Ölmengen weiter zunehmen. So sind im April rekordhohe 47,8 Mill. bpd per Tanker transportiert worden. Dies sind immerhin 5,8 % mehr als im Dezember, also vor Inkrafttreten der Förderkürzungen.
Es sind daher erhebliche Zweifel angebracht, ob die Opec ihr Ziel der Angebotskürzung und der Reduzierung der Lagerbestände auf absehbare Zeit erreichen wird. Für den Ölpreis bedeutet dies, dass es eher nach weiterem Druck auf die Notierungen als nach einem nachhaltigen Anstieg aussieht.
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Abbau des Überangebots
Die Opec beabsichtigt mit den zur Verlängerung anstehenden Kürzungen, das Überangebot von anfangs rund 2 Mill. bpd abzubauen und in der Folge die Lagerbestände der OECD-Industrieländer zumindest auf das Niveau ihres Fünfjahresdurchschnitts zu senken. Sah es vor kurzem noch danach aus, als ob dieses Ziel relativ schnell erreicht würde, kommen nun erhebliche Zweifel auf. Viele Marktteilnehmer und Analysten sind der Ansicht, dass sich die Realisierung dieses Ziels immer weiter in die Zukunft verschiebt. Insofern dürfte eine Verlängerung der Förderkürzungen, so sie denn tatsächlich vereinbart wird, nur wenig positives Momentum entfalten. Auf der anderen Seite hätte ein Scheitern des Deals ohne Zweifel einen kräftigen Rückgang des Ölpreises zur Folge.
Aktuell sieht es allerdings nicht danach aus, als würde das Negativszenario Realität. So ließ der Ölminister von Saudi-Arabien, Khalid al-Falih, verlauten, innerhalb des Kartells zeichne sich ein Konsens für eine Beibehaltung der Kürzungen ab. Sein Kollege aus Kuwait, Essam al-Marzouq, teilte mit, dass sich Russland ebenfalls dazu bereit erkläre, in die Verlängerung zu gehen. Trotz dieser aus Sicht der Produzenten positiven Entwicklung klingen die Kommentare aus der Branche nicht gerade optimistisch. So befürchtet der Vorstandschef des französischen Ölkonzerns Total, Patrick Pouyanné, dass der Ölpreis gegen Ende des Jahres wegen des rapiden Anstiegs der Schieferölproduktion wieder fallen könnte.
In der Tat sieht es momentan nach einem rasanten Anstieg der amerikanischen Schieferölförderung aus. Die US-Regierung erwartet für den Mai die kräftigste Zunahme der Schieferölproduktion seit mehr als zwei Jahren. Sie geht von einem Plus von 123000 bpd auf dann 5,2 Mill. bpd aus. Dies wäre nicht nur der schnellste monatliche Anstieg seit Februar 2015. Es würde sich zudem um das höchste Produktionsniveau seit November desselben Jahres handeln. Zurückführen lässt sich der starke Anstieg auf die Erholung des Ölpreises in den vergangenen Monaten sowie darauf, dass es den amerikanischen Schieferölproduzenten mittlerweile gelungen ist, ihre Kosten deutlich zu reduzieren.
Blick auf die Bestände
Daher sieht es noch nicht danach aus, als würden die globalen Lagerbestände signifikant kleiner, die einen Indikator bilden für das - existierende oder noch ausbleibende - Gleichgewicht auf dem Ölmarkt. Für die USA lassen sich bestenfalls allererste Anzeichen für einen Rückgang erkennen. Zudem weisen von Thomson Reuters erhobene Zahlen darauf hin, dass die per Tanker verschifften Ölmengen weiter zunehmen. So sind im April rekordhohe 47,8 Mill. bpd per Tanker transportiert worden. Dies sind immerhin 5,8 % mehr als im Dezember, also vor Inkrafttreten der Förderkürzungen.
Es sind daher erhebliche Zweifel angebracht, ob die Opec ihr Ziel der Angebotskürzung und der Reduzierung der Lagerbestände auf absehbare Zeit erreichen wird. Für den Ölpreis bedeutet dies, dass es eher nach weiterem Druck auf die Notierungen als nach einem nachhaltigen Anstieg aussieht.
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