MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die wachsende Kritik am Dieselmotor lässt die
Autoindustrie um Milliardeninvestitionen und Arbeitsplätze fürchten.
VW
Heute ist jeder zweite Neuwagen in Europa ein Diesel. Einen leichten Rückgang erklärte der VW-Sprecher mit der steigenden Nachfrage nach kleinen SUVs, die eher mit Benzinmotoren fahren, und mit der Verunsicherung der Kunden. Laut Umweltbundesamt überschreiten heutige Diesel-Autos den EU-Grenzwert auf der Straße um ein Vielfaches. Die Verkehrsminister der Bundesländer fordern rasch wirksame Gegenmaßnahmen. In Stuttgart und München drohen von 2018 an Fahrverbote für ältere Diesel.
Daimler hat gerade drei Milliarden Euro in die Entwicklung und
Produktion neuer Dieselmotoren investiert. "Aus unserer Sicht hat
der Diesel definitiv eine Zukunft", sagte Sprecher Matthias Brock.
Der Rückgang der CO2-Belastung sei vor allem dem Diesel zu
verdanken, sagte sein BMW-Kollege Michael Rebstock. Die
EU-Klimaziele zu erreichen, sei ohne Diesel undenkbar. VW-Sprecher
Laude sagte: "Beim Diesel sind in den nächsten Jahren auch noch
Verbrauchssenkungen von 10 bis 15 Prozent möglich. Der Volkswagen
Die Deutsche Umwelthilfe fordert, die Autokonzerne müssten alle Euro-5- und Euro-6-Diesel auf eigene Kosten nachbessern. Das koste sie etwa 1000 bis 1500 Euro pro Auto, sagte Geschäftsführer Jürgen Resch dem "Spiegel" und forderte eine entsprechende Anordnung der Bundesregierung.
Bei den Autokonzernen und Zulieferbetrieben hängen viele Arbeitsplätze am Diesel - allein bei Bosch rund 50 000. "Die Zulieferindustrien sehen die Debatte sehr kritisch", sagte der Sprecher ihrer Arbeitsgemeinschaft, Christian Vietmeyer. "Das Anprangern der Dieseltechnologie ist für den Umweltschutz nicht hilfreich." Privatkunden entschieden oft auch emotional.
"Ungefähr 500 bis 750 Zulieferern droht die Pleite durch neue Techniken - also E-Mobilität, Digitalisierung und neue Mobilitätskonzepte", schätzt Stefan Randak, Autoexperte der Unternehmensberatung Atreus. "Viele Mittelständler mit einigen 100 Millionen Euro Umsatz kriegen massive Probleme mit ihrem heutigen Produkt-Angebot, wenn sie nicht schnell den Hebel umstellen." Der Dieselmotor sei "noch nicht tot", sein Anteil bei den Neuzulassungen in Europa dürfte aber in den nächsten Jahren auf 25 Prozent sinken. "Der VW-Dieselskandal, die Stickoxid-Belastung - da verlangt die Bevölkerung, dass sich was ändert."
Bei BMW ist der Diesel-Absatz im ersten Quartal auf 36,3 Prozent weltweit gesunken - ein Prozentpunkt unter dem Marktanteil im Jahr 2016. Es gebe aber auch Länder mit starkem Wachstum des Dieselanteils, zum Beispiel Japan mit einem Plus von 7 Prozent auf 36 Prozent. VW sieht einen leicht rückläufigen Trend in Westeuropa, Mercedes spürt beim Absatz "keine Auswirkungen der aktuellen Dieselthematik"./rol/DP/zb
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